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Lebenslang für Engel

Im NS-Kriegsverbrecherprozess gegen den „Schlächter von Genua“ plädiert die Anklage auf „lebenslänglich“

HAMBURG taz ■ Im NS-Kriegsverbrecherprozess gegen Ex-SS-Obersturmbannführer Friedrich Engel (93) hat der Staatsanwalt gestern vor dem Hamburger Landgericht auf „lebenslänglich“ wegen Mordes plädiert. Für Jochen Kuhlmann ist der Exchef des Sicherheitsdienstes Genua – auch „Schlächter von Genua“ genannt – für die Ermordung von 59 Partisanen am 19. Mai 1944 nahe dem Turchino-Pass verantwortlich. Engels Anwalt Udo Kneip plädierte auf Freispruch, denn Engel hätte nur aufgrund eines Befehls an der Vergeltungsmaßnahme mitgewirkt.

Entgegen Engels Darstellung, er habe als SD-Chef nur beobachtend der Exekution beigewohnt, hat er für Kuhlmann „die Leitung und Oberaufsicht“ gehabt: „Da begibt sich der oberste Repräsentant und Sicherheitschef von Genua an den Turchino-Pass, und in der entscheidenen Phase verkriecht er sich? Es entsprach auch gar nicht dem Selbstverständnis der SS und des SD, sich solche Maßnahmen aus der Hand nehmen zu lassen.“ Damit sei Engel auch für den grausamen Ablauf der Hinrichtung verantwortlich. „Die Opfer wurden unter akustischer Wahrnehmung der Schüsse zur Grube gebracht, mit Blick auf die Toten, auf die sie raufgeschossen werden sollten.“ Es habe vielleicht einen Befehl für die Vergeltungsaktion gegeben, konstatiert Kuhlmann weiter, „es ist ihnen aber nie befohlen worden, die Opfer auf grausame Art und Weise erschießen zu lassen“. Das Urteil wird Freitag erwartet.

PETER MÜLLER, ANDREAS SPEIT

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