Atomkraft schädigte das Image

Stolz verkündet die NaturEnergie AG, dass sich ihre Muttergesellschaften von Atom- Beteiligungen befreit haben

FREIBURG taz ■ Wer ein Atomkraftwerk betreibt, ruiniert sein Firmenimage. Das musste in den letzten Jahren das südbadische Kraftwerk Laufenburg (KWL) immer wieder erkennen – jetzt hat das Unternehmen aus exakt diesem Grund seinen 7,5-Prozent-Anteil am Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt verkauft.

Vorangetrieben wurde die Aktion durch die NaturEnergie, eine gemeinsame Tochter des KWL und der Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR). Das Unternehmen – nach der Öffnung des Strommarktes vor vier Jahren gegründet – verkauft bundesweit ausschließlich regenerativ erzeugten Strom. Doch das ehrenwerte Ansinnen des Ökostromhändlers konnte in der Öffentlichkeit aufgrund der atomaren Verflechtung der Mutter KWL wenig überzeugen. Jetzt ist es damit vorbei. „Die Beteiligungen waren die Achillesferse der NaturEnergie“, sagt Unternehmenssprecherin Yvonne Schweickhardt, ein Makel, der „immer wieder die Firmenentwicklung behinderte“.

Vorläufiger Käufer ist die Watt AG in Dietikon bei Zürich, die Mehrheitseignerin von KWL und KWR. Sie will jedoch den Anteil am AKW weiterverkaufen, glaubt man den Äußerungen des Konzernverbunds. NaturEnergie-Vorstand Andreas Fußer sieht den Schritt als Beleg für die „konsequent angestrebte und wirtschaftlich mögliche Energiewende“ seines Unternehmens. Denn: „Kein anderes Energieversorgungsunternehmen in Deutschland hat bisher einen ähnlichen Schritt getan.“

Der Strom von NaturEnergie ist großteils Wasserkraft aus historischen Kraftwerken am Hochrein. Alle Tarifkunden in den ehemaligen Netzgebieten der Mütter erhalten automatisch NaturEnergie – womit sich das Unternehmen mit mehr als 140.000 Kunden als „Marktführer unter den reinen Ökostromhändlern in Deutschland“ sieht. Die Industriekunden werden allerdings von der EnergieDienst – einer anderen KWR/KWL-Tochter – mit „Egalstrom“ beliefert.

Bereits im Januar 2001 hatte sich die zweite NaturEnergie-Mutter, die Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR), von ihrer Fünf-Prozent-Beteiligung am Atomkraftwerk Obrigheim getrennt. Auch damals hatte das Unternehmen durchblicken lassen, dass der Verkauf als Reaktion auf den öffentlichen Druck erfolgte. Die Energie Baden-Württemberg, EnBW, übernahm damals den Obrigheim-Anteil; für den Leibstadt-Anteil fand sich jedoch lange kein Käufer, weil auf dem freien Markt Interessenten für Atomkraftwerksblöcke rar sind. BERWARD JANZING