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Zäune und Riegel

Protest gegen geschlossene Heime geht weiter. Morgen vormittag Protestvorlesung in Ohlsdorf

Die Stiftung Rauhes Haus hat erneut das Senatskonzept zur Unterbringung von Jugendlichen in geschlossenen Heimen attackiert. Das Konzept erhebe „Zäune und Riegel zu einer pädagogischen Maßnahme“, kritisiert der Vorsteher der Stiftung, Pastor Dietrich Sattler. Gleichzeitig hat er in einem Brief an Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) als Alternative das in den Niederlanden praktizierte Konzept der „ambulanten intensiven Begleitung“ empfohlen. Dort bemühe man sich, in kleinen sozialpädagogischen Teams „Kinder und Jugendliche mit auffälligem und kriminellem Verhalten in ein stabiles soziales Umfeld zu integrieren“. Eine solche Methode werde bereits in mehren deutschen Städten angewandt.

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di schließt sich den Protesten gegen Schnieber-Jastrams Heimpläne an. Das Vorhaben sei mit keinem der Fachgremien abgestimmt, beklagt ver.di-Fachbereichsleiterin Sieglinde Friess. Zudem werde damit „kriminelles Verhalten von Jugendlichen in den Blickpunkt gerückt und junge Menschen unter Generalverdacht genommen“. Friess sagte voraus, dass die geplanten 90 Plätze nie gefüllt werden und nur „Steuergelder verschwenden“, die der Jugendhilfe fehlen.

Die Sozialpolitische Opposition Sopo, ein Zusammenschluss zahlreicher sozialer Einrichtungen, ruft für den morgigen 10. Juli zur Beteiligung an einer Protestaktion gegen die Pläne auf, da das Konzept „fachlich und juristisch unhaltbar“ sei. Wie angekündigt plant die Evangelische Fachhochschule des Rauhen Hauses morgen um 10 Uhr eine öffentliche Vorlesung vor dem Gebäude der Feuerbergstraße 43 in Ohlsdorf abzuhalten. In dem Gebäude, in dem zurzeit noch der städtische Kinder- und Jugendnotdienst arbeitet, sollen ab Oktober 50 geschlossene Heimplätze für Jugendliche geschaffen werden. AHA

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