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vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der nackte Kapitalismus erschreckt die Menschen. Das hat nicht nur das Kabarett Die Distel erkannt. Auch der gemeine Bundestagsabgeordnete versteht, dass wir jetzt einen Kapitalismus in Kostüm und Maske brauchen. Das ist praktisch, das sieht hübscher aus. Greifen wir also tief in die historische Mottenkiste. Nein, nicht zur SA-Uniform. Bloß zur schönen Barockfassade des Berliner Schlosses. Die Distel bietet schon mal eine kleine Einführung in die Monarchiekunde: „Kaiser, König, Bertelsmann“ heißt das Programm, das sich seit dem vergangenen Herbst ständig den sich verändernden Gegebenheiten anpasst. Beugen oder Verbeugen, das ist hier die Frage (täglich ab 20 Uhr). Wer im Sommer endlich mal seine TV-Lieblinge live erleben will, ist ein klarer Fall für das Theater am Kurfürstendamm. Auf dieser, einst von Max Reinhardt gegründeten, Traditionsbühne sind zur Zeit Ilja Richter und Volker Brandt in der Kriminalkomödie „Colombo – Mord auf Rezept“ zu sehen (bis 21. Juli). Wer im Sommer endlich mal wissen will, wie sich das Leben in der Haut des anderen Geschlechts anfühlen würde, erhält Aufschluss vielleicht bei den diversen Veranstaltungen des „Go Drag“-Festivals im Kunsthaus Tacheles (bis 25. Juli). Mittwoch und Donnerstag zeigt dort Doris Plankl jeweils um 20 Uhr ihre Performance „Dass ich eins und doppelt bin“. Samstag gibt es eine Drag King Party mit Kurzperformances, unter anderem von Antonio Caputo und den Kingz of Berlin. Von unseren Staatsbühnen hält als letzte noch die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die Stellung, wo in der Prater-Dependance noch bis zum Wochenende verschiedene René Pollesch-Inszenierungen und She-She-Pops Homestory (am Freitag) laufen. Danach ist die Stadt dann gnadenlos dem politischen Sommertheater ausgeliefert.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Kunst

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