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12. - 19. April 2014Kosovo und Tirana (Albanien)

Reiseleiter Erich Rathfelder

Prishtina – Prizren – Peje – Tirana – Mitrovica – Prishtina

Die Reise soll helfen, Einblicke in die komplexe politische Situation des Kosovo zu vermitteln. Die über Jahrhunderte von fremden Mächten regierten Albaner sollen nun zusammen mit den Minderheiten ihr Land selbst verwalten. Da gibt es viele Probleme.

Mit den Unterschieden zwischen den Albanern im Kosovo und in Albanien beschäftigen wir uns bei einem Aufenthalt in Tirana, der Hauptstadt Albaniens.

Die Zivilgesellschaft ist im Kosovo noch ein kümmerliches Pflänzlein, aber es gibt sie – und wir werden sie auch besuchen. Dabei wird es manche Teilnehmer überraschen, wie gastfreundlich die Kosovoalbaner sind, welche herrliche Landschaft wir bereisen und welche guten Hotels und Restaurants es gibt - auch die Weine aus der Region sind durchaus erwähnenswert.

Im ehemaligen Jugoslawien war das Kosovo eine gottverlassene Provinz, um die sich damals vor den Kriegen der 90er Jahre in Ljubljana, Zagreb oder Belgrad niemand scherte. Umschlossen von hohen Bergketten und an den eisernen Vorhang Albaniens grenzend war das Land geographisch und politisch nur zu Serbien offen. Heute ist die Bevölkerung zu über 85 Prozent albanisch, doch gibt es auch verschiedene Minderheiten: nicht nur Serben in mehreren Enklaven, sondern auch Türken, Roma, Gorani und Bosniaken.

Wir werden auf dieser Reise konfrontiert mit den immer noch schwelenden Konflikten in einem Land, dessen Status noch nicht vollständig geklärt ist. Die Reise ist – im Unterschied zu anderen taz-Reisen in die Zivilgesellschaft – vor allem eine politische Bildungsreise. Serbien betrachtet das 1912 eroberte und annektierte Gebiet als Teil seines Kernlandes und hat die Unabhängigkeit nicht anerkannt. Der Mythos von der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 gehört für Serbien zu den konstituierenden Geschichtsbildern.

Natürlich ist es Teil einer Kosovoreise, sich in die Geschichte zu vertiefen: über die Ereignisse während des Krieges 1998/99 zu informieren, aber auch, eine der berühmten byzantinisch-serbischen Klöster und Kirchen zu besichtigen. Zur Reise gehören ein Besuch der Städte Prizren, Rahovec, Decani, Peje (Pec) und des Dorfes Racak – das Massaker im Januar 1999 dort gab den Ausschlag für die militärische Intervention der Nato.

Auf dem Programm stehen auch die Region Drenica, wo die UCK entstanden ist, sowie die zwischen Serben und Albanern geteilte Stadt Mitrovica. Die Reisenden werden Gelegenheit haben, hier auch Serben zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Unser Standort wird die Hauptstadt Prishtina sein, dorthin kehren wir nach jedem Ausflug zurück. Und zum Abendessen werden wir mit Gästen aus Politik, Kultur, der internationalen Gemeinschaft oder mit Journalisten diskutieren. Die Reisenden werden überrascht sein, mit welcher Verve Kosovoalbaner ihre innenpolitische Lage kontrovers diskutieren.

Zur Situation des Kosovo

Mit der Kampagne nationalistischer Serben für die Abschaffung des Autonomiestatus Ende der 80er Jahre wurde das Kosovo aus seiner Abgeschiedenheit gerissen. Damals fing der Zerfallsprozess Jugoslawiens an. Ende der 90er Jahre befand sich Kosovo im Zentrum der Weltpolitik, die Nato griff ein, die Serben zwangen fast eine Million Albaner aus dem Land, die Nato bombardierte Serbien, Nato-Truppen rückten ein, nun flohen die Serben vor den rückkehrenden Albanern oder igelten sich in Enklaven ein, das UN-Protektorat wurde errichtet...

Am 17. Februar 2008 erklärte sich das Kosovo für unabhängig. Bisher haben  51 Staaten der Welt einschließlich Deutschlands die Republik Kosova diplomatisch anerkannt. Für Deutschland hat der Kosovo-Konflikt eine große Bedeutung gewonnen. Noch mehr als der Bosnienkrieg hat er am Ende der 90er Jahre die deutsche Öffentlichkeit erregt. Erstmals seit 1945 wurde Deutschland 1999 wieder in einen Krieg verwickelt. 

Die Präsenz der internationalen Gemeinschaft ist nach wie vor notwendig, um Frieden und Stabilität zu garantieren. Und die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor sehr schwierig, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist arbeitslos, obwohl seit der Unabhängigkeit gewisse Fortschritte erzielt worden sind. 

So ist der Wiederaufbau des in manchen Gegenden fast völlig zerstörten Landes abgeschlossen, es wird wieder in den Bergbau und andere Wirtschaftszweige investiert. Die Mission der EU, der OSZE und auch der UN werden im Herbst 2013 noch anzutreffen sein. Die Reisegruppe wird Vertreter der internationalen Gemeinschaft treffen.

Der Weg in den Frieden, hin zu einem friedlichen Zusammenleben, ist noch lang. Ihn zu gehen, beansprucht Zeit. Zu viele Wunden müssen zwischen beiden Völkern verheilen. Gerade dafür ist die unterhalb der offiziellen Politik stattfindende Kommunikation durch zivilgesellschaftlichen Initiativen wichtig. Dennoch ist nicht zu übersehen: noch ist die zivilgesellschaftliche Vernetzung vor allem durch Aktivitäten internationaler Organisationen initiiert.

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