: Frosch statt Giacometti
Ein Film von Ottensern in Ottensen: „Der Frosch“ ist die Produktion eines Psychiatrie-Filmprojekts
Für Oliver Hermann ist es mehr als ein Job: Der Hamburger Schauspieler leitet ein Ottenser Filmprojekt, die Schauspieler sind psychisch kranke Erwachsene. Betreut werden die sieben Teilnehmer vom Verein Nussknacker e.V. in Ottensen und Osdorf. Seit drei Monaten werden Texte gelernt, gedreht, vertont – das Werk ist nun fertig.
„Einen therapeutischen Effekt kann ich nicht leugnen. Die Vorführung ist eine Spritze für das Ego“, sagt Hermann, „doch das steht bei meiner Arbeit nicht im Vordergrund.“ Der Wunsch des 42-Jährigen: Nicht Mitleid, sondern der künstlerische Wert und gute Unterhaltung sollen die Zuschauer ins Kino locken.
Über die Krankheiten der Einzelnen werde natürlich ab und zu gesprochen, schließlich gebe es während der Dreharbeiten immer mal Probleme. Und auch wenn sie nicht ganz professionell ist – die Persiflage auf Krimis mit Humphrey Bogart ist so witzig wie gelungen. Hauptfigur Paula Pawlowsky ist Privatdetektivin und auf der Suche nach einem gestohlenen Bronze-Frosch, wobei der Raub der Giacometti-Figur aus der Kunsthalle während der jüngsten Museumsnacht als Vorbild diente. Bald stellt sich heraus, dass an der Sache etwas faul ist, denn mehrere Gangster sind hinter der Hehlerware her. Klunker im Bauch des Tiers vermutet Paula – und liegt damit goldrichtig.
Beeindruckend an dem Film ist auch die Musik – von Johannes Köppen selbst komponiert und gespielt. Der Swing erinnert an Pink Panther und versetzt den Zuschauer in die fünfziger Jahre. Dabei harmonieren auch die zum Teil scheppernden O-Töne, die wacklige Kamera-Führung und das Bild in Schwarzweiß.
HELENE BUBROWSKI
15., 16. +18. Juli jeweils 20 Uhr, Lichtmesz
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