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„Tabletten ablösen“

Schmerzen werden in Deutschland zu oft konventionell behandelt, sagen Experten / 80.000 Schmerzpatienten gibt es derzeit allein in Bremen

Deutschland ist nach Ansicht eines führenden Schmerzexperten Schlusslicht bei der Schmerztherapie. „Es müssen viel mehr Medikamente mit wenig Nebenwirkungen auf den Markt kommen“, so Gholam Sehhati-Chafai anlässlich des Schmerz-Kongresses, der am Wochenende in Bremen stattgefunden hat.

Der scheidende Chefarzt des Rote Kreuz Krankenhauses in Bremen sieht im Vergleich zu Ländern wie den USA großen Nachholbedarf. Dazu gehöre auch die Aufstockung der bundesweit knapp 1.600 Schmerzzentren auf 3.000.

“Langfristig wird die Tablette als gängigstes Schmerzmittel abgelöst“, sagte Sehhati-Chafai. Alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder invasive Technik wie computergesteuerte Therapien sollen dabei helfen: “Hierbei gab es in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte.“ So ermöglichten neue Medikamente die gezielte Behandlung der inzwischen 170 verschiedenen Arten von Kopfschmerz. Opiate, aus Schlafmohn gewonnene Medikamente wie Morphin, sind nach Ansicht des gebürtigen Iraners weiter entwickelt und inzwischen weitgehend frei von Nebenwirkungen. „Sie sind immer noch die wirksamsten Schmerzmittel und bei Krebspatienten unverzichtbar“, so der Chefarzt. Schmerzpflaster als neueste Form der Therapie könnten bei vielen akuten und chronischen Schmerzen helfen: „Sie geben allmählich ihre Wirkstoffe in den Körper ab.“ In Deutschland gibt es nach den Worten des Mediziners rund 10 Millionen Schmerzpatienten, in Bremen etwa 80.000. Viele Schmerzen könnten verhindert werden, indem Stress und Übergewicht vermieden werden, so Sehhati-Chafai. dpa

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