: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Im Sommer sucht sich das Theater seine Bühnen manchmal ganz woanders. Zum Beispiel die Shakespeare Company Berlin. In der Klosterruine, direkt neben dem Podewil, von welcher der letzte Krieg nur noch ein paar malerische Mauern übrig ließ, spielen sie William Shakespeares Komödie „Ende gut, alles gut“ open air. Wem es zu kalt auf den alten Steinen wird, kann als therapeutische Sofortmaßnahme ausgesprochen wohl schmeckenden Glühwein erhalten. Im Übrigen wärmt die liebevoll-schräge Inszenierung das Herz und man fühlt sich ganz wie zu Shakespeares Zeiten (Donnerstag, Freitag und Sonntag, jeweils um 20.30 Uhr). Das spektakuläre Zeltdach des Sony-Centers bot bis vor kurzen noch dem Fußballzirkus Schutz vor plötzlichen Regenfällen. Nun haben sich ein paar griechische Götter mit ihren Kameras dorthin verirrt. Ein junger Mann wird zu ihrem Spielball und stirbt. So will es der Plot der berühmtesten Tragödie des Euripides: Aus verletzter Eitelkeit verwickelt Liebesgöttin Aphrodite den Königssohn Hippolytos und seine Stiefmutter Phädra in eine tödliche Intrige. Beate F. Neumann inszeniert „Hippolytos“ als Liveshow. Die Götter treiben mit den Menschen ihr böses Spiel und beobachten sie dabei mit der Kamera: die andere Tru(e)man-Show oder Theater trifft Film, Kultur eine Kommerzkulisse (ab Donnerstag, 20 Uhr). Das Kreuzberger Garn-Theater liegt etwas unterhalb der Erdoberfläche und man steigt über ebenso schiefe wie steile Treppen hinab. Die Atmosphäre ist gruftig, aber ziemlich intim. Kein Sonnenstrahl verirrt sich jemals hierher. Und mit wohligem Schauder kann man dem chilenischen Schauspieler (und Garn-Hausherrn) Adolfo Assor zusehen, wie er Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Kellerloch“ spielt (Donnerstag bis Montag, jeweils 21.30 Uhr).
Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Kunst
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