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„Kulturbehörde wird Prozedere vorschlagen“

Wie sie einen Nachfolger für den 2003 scheidenden Deichtorhallen-Leiter Zdenek Felix finden will, weiß Dana Horáková noch nicht. Welches Konzept sie bevorzugt, auch nicht. Sicher ist nur: Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe sind nicht an einer Bespielung weiterer Räume interessiert

Es ist ein Spiel mit Konstanten und Variablen – doch wer wer ist, bleibt dunkel: Plant die Kulturbehörde wirklich eine Umstrukturierung der Deichtorhallen, wie Luisa Fiedler (SPD) in einer aktuellen kleinen Anfrage vermutet? Sollen die Deichtorhallen gesplittet und anteilig von Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe bespielt werden? Sind die überhaupt daran interessiert?

„Haltlose Gerüchte, die irgendwer in die Welt gesetzt hat“, sagt Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede. „Wir haben mit unseren eigenen Häusern genug zu tun und hegen keine Allmachtsphantasien.“ Eine zusätzliche Ausstellungsfläche wäre angesichts der Tatsache, dass schon die Galerie der Gegenwart unterfinanziert sei, „ein Klotz am Bein“. Auch Wilhelm Hornborstel, Leiter des Museums für Kunst und Gewerbe, hat den Verdacht Deichtorhallen-gerichteter Begehrlichkeiten bereits von sich gewiesen. „No comment“, sagt auch sein kaufmännischer Geschäftsführer Helmut Sander. Das Thema sei ein reines Politikum. Zu sensibel, um weiterhin öffentlich diskutiert zu werden. „Die Deichtorhallen sind eine GmbH, und wir haben von juristischen Veränderungen, etwa einer Splittung, nichts gehört“, beteuert auch Kulturbehördensprecher Andreas Ernst.

Nahrung für solcherlei Gerüchte bietet allerdings weiterhin die Tatsache, dass sich die Kulturbehörde bislang nicht erkennbar bemüht hat, einen Nachfolger für den Ende August 2003 scheidenden Deichtorhallen-Direktor Zdenek Felix zu finden, dessen sponsorenbezogenes Konzept in der Szene umstritten ist. „Man muss aber auch sehen, dass dies aus finanziellen Gründen geschieht. Kommerzielle Ausstellungen haben die nicht mainstream-kompatiblen Präsentationenletztlich finanziert“, sagt Schneede. Als Felix-Nachfolger wünscht er sich eine „eigenwillige Persönlichkeit, die ein klar konturiertes, attraktives Konzept entwickelt und so mutig durchhält wie Zdenek Felix“.

Wer das aber sein kann, weiß derzeit niemand. Auch nicht, ob sich relativ spontan eine kompetente Persönlichkeit findet, die den Spagat zwischen Kunst und Kommerz wagt. Warum sich die Kulturbehörde erst jetzt um die Nachfolge bemüht? „Am 13. September ist Aufsichtsratssitzung. Dort wird die Kulturbehörde dem Aufsichtsrat eine Vorgehensweise vorschlagen“, sagt Ernst. Welche – außer dem üblichen Ausschreibungs-Prozedere –das sein kann? Ernst: „Das werden wir im September sehen.“

PETRA SCHELLEN

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