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Jordanien in der Zwickmühle

Die Regierung in Amman will bei einem Krieg gegen Saddam Hussein neutral bleiben – offiziell. Doch sie laviert nach allen Seiten und dementiert, dass schon US-Spezialtrupps im Land seien. Die Sympathien des Volkes liegen beim Irak

KAIRO taz ■ Widersprüchliche Signale kommen derzeit aus Jordanien, wenn es um einen möglichen Angriff der USA auf den Irak geht. Offiziell will der kleine verwundbare Nachbar Saddam Husseins bei einer amerikanischen Militäraktion Neutralität bewahren. Am besten wäre es, so die jordanische Linie, wenn es gar nicht erst so weit kommt. Am Montag warnte der jordanische König Abdallah wieder vor einem militärischen Alleingang der USA gegen den Irak, der die ganze Region destabilisieren könnte.

Auf schöne Worte allein will sich die jordanische Regierung allerdings nicht verlassen. Schon werden die Fühler zu den vermeintlichen Siegern eines Irak-Krieges ausgestreckt. In einem offensichtlich mit seinem Neffen Abdallah koordinierten Schritt nahm der jordanische Exkronprinz Hassan am Wochenende an einem dreitägigen Treffen oppositioneller irakischer Offiziere in London teil. Dort wurde ein Militärrat gewählt, der vom Exil aus am Sturz Saddam Husseins und dem Aufbau einer zivilen Regierung arbeiten soll. Hassans Anwesenheit zeigt, dass Amman gute Kontakte zu jenen zu knüpfen versucht, die in einer Zeit nach Saddam Hussein die Zügel in Bagdad in der Hand halten könnten.

Möglich ist sogar, dass Jordanien als eine der US-Aufmarschbasen in einem Krieg mit dem Irak dienen könnte.Vor zehn Tagen veröffentlichten US-Medien die Grundzüge für einen Angriff gegen den Irak. Von parallelen US-Luft-, Boden- und Seeangriffen aus dem Norden, Süden und Westen „aus verschiedenen Ländern“ ist da die Rede. Neben Kuwait im Süden und der Türkei im Norden kommt im Westen eigentlich nur Jordanien als Basis in Frage. Seit zwei Wochen kursieren Berichte, die dem russischen und syrischen Geheimdienst zugeschrieben werden, in denen davon die Rede ist, dass US-Spezialeinheiten bereits heimlich in Jordanien stationiert worden seien. Wenngleich es bisher keinerlei Bilder über die angeblichen amerikanischen Elitetruppen im Land gibt, scheinen die meisten Jordanier auf Nachfrage an deren Existenz zu glauben. Der jordanische Außenminister Marwan Muascher streitet das Ganze kategorisch ab. Jordanien werde niemals zur Aufmarschbasis gegen den Irak und es gebe keinerlei US-Truppen im Land, erklärte er wiederholt.

Das hält US-Militärplaner nicht davon ab, „in Erwägung zu ziehen“, Jordanien als Basis für die US-Luftwaffe und US-Spezialkommandos zu nutzen, wie die New York Times berichtete. Jordanien könne in einem Krieg gegen den Irak eine ähnliche Rolle spielen wie Pakistan im Krieg in Afghanistan, erklärten die nicht namentlich genannten Militärplaner gegenüber der Zeitung.

Die Vorteile einer Stationierung liegen auf der Hand. Zwar ist es von der Grenze weit bis zum Bevölkerungszentrum Bagdad, aber US-Truppen in Jordanien könnten von entscheidender Bedeutung sein, um irakische Operationen gegen Israel zu unterbinden. US-Kommandos könnten neben einer wichtigen Aufklärungsfunktion die Aufgabe bekommen, mögliche Skud-Raketen-Basen im Westen Iraks zusammen mit der US-Luftwaffe zu zerstören. Die US-Militärs gehen davon aus, dass Saddam Hussein im Falle eines US-Angriffs auf sein Land versuchen wird, mit Angriffen auf Israel die arabische öffentliche Meinung für sich zu gewinnen.

Unklar ist, ob tatsächlich heimlich US-Truppen in Jordanien stationiert sind. Sicher ist allerdings, dass US-Militärplaner zumindest mit dem Gedanken spielen. Wenn Jordanien direkt in eine US-Militärkampagne hineingezogen wird, würde das für König Abdallah ein enormes politisches Dilemma schaffen. Sein Land befindet sich in einer prekären geostrategischen Lage, eingezwängt zwischen Israel und dem Irak. In dem von US-Präsident George W. Bush nach dem 11. 9. ausgegebenen Credo „Entweder mit oder gegen uns“ würde sich Abdallah gerne uneingeschränkt als Freund Amerikas erweisen, zumal ihm wirtschaftlich und militärisch kaum eine andere Wahl bleibt. Ein solcher Schritt wäre allerdings das sicherste Rezept, das Land zu destabilisieren. Seine im Großen und Ganzen irakfreundlichen Untertanen, von denen 60 Prozent Palästinenser sind, würden wenig Verständnis aufbringen, wenn Jordanien nicht nur als Aufmarschgebiet für einen Angriff gegen den irakischen Bruderstaat, sondern auch als Schutzschild für Israel dienen würde. KARIM EL-GAWHARY

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