Promis auf der Spur: Die taz findet die Festival-Heilige
Who the fuck is Helgaaaaa?
Auf allen Festivals von Rock am Ring bis zum Gothic-Treff in Magdeburg rufen, grölen, singen die Fans immer denselben Namen: „Helga!“ Zwischen den Stücken, während der Stücke, immer nur stupide: „Helga!“ Inzwischen sind Festival-Zelte mit „Helga“-Sprüchen bemalt, es gibt T-Shirts mit dem Aufdruck: „Helga – der Kult geht weiter“. Dabei weiß niemand, wer Helga ist und warum die Menschen den Namen rufen. Nur Billy Winter (39), Programmierer aus Bremen. Er hat den Spruch nämlich mit ein paar Kumpels in die Welt gesetzt.
taz: Wie konnte es zu Helga kommen?
Billy Winter: Das war vor drei Jahren in Scheeßel. Schrödi, der Weiße und ich gingen über den Zeltplatz, da hat jemand seine Süße gerufen – Bettina oder so. Es klang sehr verzweifelt.
Ja und?
Da schoss mir „Rocky I“ durch den Kopf. Die Szene, wo Rocky mit verklebten Augen und zugeprügelt im Ring steht und nach seiner Frau ruft: „Adrian!“ Und ich rief „Helga!“, weil wir schon genauso gut zurecht gemacht waren.
Wieso das?
Zugegeben: Wir hatten sofort angefangen Gas zu geben, mit Bier und so. Irgendwie war es so wie bei Rocky, definitiv.
Und dann?
Ich dachte ja, mir antwortet keiner. Aber plötzlich haben sie aus allen Ecken volles Brot „Helga“ geschrien. „Helga!“ Das ging immer so weiter. Auf dem ganzen Gelände auch am nächsten Tag immer nur „Helga!“ Am Sonntag, als Henry Rollins auftrat, war das schon der totale Hype.
Wie fandest Du das?
Irgendwie beängstigend. Egal was du schreist, ob Helga oder Hitler – die Leute machen es nach.
Und who the fuck is Helga?
Das ist die Mama meiner Freundin.
Ist sie irgendwie besonders?
Sie ist einfach nur nett. Eine Hausfrau aus Rheda-Wiedenbrück, zwei Kinder. Nächstes Jahr im März wird sie 60.
Interview: Kai Schöneberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen