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off-kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Zeichentrickfilme sind keine Kinderfilme. Geradezu gebetsmühlenartig muss man es wiederholen, denn das Vorurteil geht dem Kinopublikum einfach nicht aus dem Kopf. Die Wurzeln des Problems liegen in ferner Vergangenheit: Seit der Produktion von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) war die Firma Disney auf dem Gebiet abendfüllender Animationsfilme über Jahrzehnte hinweg nahezu konkurrenzlos. Max und Dave Fleischer, die einzigen damaligen Mitbewerber um die Publikumsgunst, gingen mit ihren beiden Produktionen baden, alle anderen Studios produzierten ausschließlich Kurzfilme (wohlgemerkt: für Erwachsene). Als in den 50er-Jahren das alte amerikanische Studiosystem zusammenbrach, verschwand auch der Markt für die Kurzfilme, und die meisten Zeichentrickabteilungen schlossen ihre Pforten. Viele Trickfilmer verdingten sich nun beim Fernsehen, wo Cartoons vor allem im Kinderprogramm liefen. Im Kino aber konnte man nur noch die vergleichsweise harmlosen, auf ein Familienpublikum zugeschnittenen Disney-Produktionen sehen: Die meisten Menschen der westlichen Hemisphäre dürften ihre ersten Kinoerfahrungen mit Filmen im Zeichen der Maus gemacht haben – so steht Disney bis heute praktisch als Synonym für den Zeichentrickfilm. Die kurzen Meisterwerke, die Regisseure wie Chuck Jones und „Friz“ Freleng in den 30er- und 40er-Jahren für Warner Bros. oder „Tex“ Avery für Warner und MGM drehten, gerieten hingegen in Vergessenheit. Dabei waren es gerade ihre Filme, die die Möglichkeiten des Mediums voll ausschöpften, indem sie Wahrscheinlichkeit, Realismus und physikalische Gesetze weitgehend außer Acht ließen. „In a cartoon you can do anything“, lautete nicht umsonst das Motto von Fred „Tex“ Avery, der wie kein anderer Zeichentrickregisseur in wahnwitzigem Tempo vorgetragene Gags um die physische Deformation und völlige Dekonstruktion seiner Figuren erfand. Einer seiner schönsten Filme ist „King-Size Canary“ (1947), eine haarsträubende Geschichte um eine hungrige Katze, eine Maus, einen Kanarienvogel und einen Hund, die nach Einnahme eines Gartendüngemittels allesamt zu ungeahnten Dimensionen heranwachsen und sich gegenseitig zu fressen beziehungsweise zu verprügeln suchen. Als ihnen das Mittel „Jumbo Gro“ schließlich ausgeht, findet die Story ein unerwartetes Ende … Eine weitere Spezialität Averys waren irrwitzige Verfolgungsjagden: In „Dumb-Hounded“ (1943) jagt ein Wolf mit so viel Schwung dahin, dass er glatt die Leinwand verlässt und in der Perforation des Filmstreifens landet. Mit „Red Hot Riding Hood“ parodiert Avery konventionelle Märchenverfilmungen: Nachdem sich Rotkäppchen und der Wolf über den altbackenen Stoff beschwert haben, wird die Geschichte einfach umgeschrieben. Rotkäppchen taucht fortan als rassige Nachtclubsängerin wieder auf, und der Wolf wird ständig von einer flotten, liebestollen Großmutter verfolgt. In „Blitz Wolf“ (1942) begegnet uns der große böse Wolf hingegen als Adolf Hitler („Jede Ähnlichkeit mit diesem Schurken ist gewollt“), der die drei kleinen Schweinchen mit militärischen Mitteln besiegen möchte. Averys eigentlicher „Feind“ aber war stets Disney: Zu Beginn von „Screwball Squirrel“ (1944) trifft das verrückte Eichhörnchen auf ein anderes, ganz im niedlichen Disney-Stil gezeichnetes Hörnchen, das ihm erklärt, es sei die eigentliche Hauptperson des Films. Daraufhin wird es vom verrückten Eichhörnchen hinter einen Baum geführt und furchtbar verprügelt: „Und nun beginnt der lustige Teil des Films …“

„The Best of Tex Avery“ 18.7.–24.7. im Checkpoint

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Nun radeln sie also wieder einmal rund um Frankreich, die Herren Armstrong, Zabel, Galdeano und wie sie alle heißen. Und wie in jedem Jahr im Kino mit dabei: der große Jacques Tati, der in „Jour de Fête“ als Landbriefträger François nach Sichtung eines Dokumentarfilms über die amerikanische Post in seinem verschlafenen Heimatdorf neue Methoden effizienter Briefzustellung erprobt. Da wird dann die Ladefläche eines Lkw zum mobilen Postamt umfunktioniert, und überhaupt radelt François von nun an sogar rasanter als eine Gruppe zufällig vorbeikommender Radrennfahrer. Im Kontrast zu François’ komischer Hektik steht die lyrische Schilderung des beschaulichen Lebens bei einem Dorffest in der Provinz.

„Tatis Schützenfest“ (Jour de Fête) 18.7.–24.7. Melodie Potsdam 1

LARS PENNING

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