piwik no script img

Schritt für Schritt ins Paradies

Christoph Mayer empfiehlt bei Orientierungsfragen den Besuch in seiner Black Box

„Why is it called paradise?“ – Bewegungsprojekt von Christoph Mayer, bis 28. Juli täglich von 15 bis 18 Uhr in den Sophiensælen, Sophienstraße 18. Eröffnung Samstag um 19 Uhr, Eintritt frei

Da steht man nun. Orientierungslos in so einem schwarzen Loch. Kein Licht, nirgends. Die Augen können sich noch so anstrengen und sehen trotzdem: nichts. Dürfen also ihre Arbeit einstellen. Eine Art Kaspar-Hauser-Situation, in der man sich erst mal zurechtfinden muss. In der Bewegungsinstallation von Christoph Mayer im Hochzeitssaal der Sophiensæle ist man allein im Dunkeln ausgesetzt. Nur eine Linie aus Draht leitet einen durch den Raum, während einem über Kopfhörer Textfragmente zugespielt werden, verwirrend genug in Deutsch, Englisch und Arabisch, die einem Wegbeschreibungen, Leitbilder, Gebote zur moralischen Orientierung einflüstern wollen. Weil, irgendwohin muss der Menschenweg ja führen. Christoph Mayer, der in Berlin und Wien bei Rebecca Horn und Michelangelo Pistoletto Kunst studierte, interessiert sich dabei besonders für Vorstellungen von einer perfekten, schmerzfreien Welt. Dem Paradies. Seine Installation „Why is it called paradise?“ öffnet jedenfalls Wege zur neuen Raumwahrnehmung. Ganz praktisch wie auch metaphorisch. Weil man mitten im tiefsten Dunkel immer über den Jandl’schen Erkenntnisblitz der „lichtung“ stolpern kann: „manche meinen / lechts und rinks / könne man nicht velwechsern / werch ein illtum“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen