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Ein energischer Macher

Der fränkische SPD-Abgeordnete Ludwig Stiegler soll der neue Fraktionsvorsitzende werden. Bekannt ist er für klare Worte

BERLIN taz ■ Er ist ein Freund der klaren Worte, das machte der kleine, rundliche Mann im roten Pullunder gestern nach der Fraktionsitzung der SPD klar: Mit einer „abgefeimten Opposition“, die mit „recyceltem Personal“ arbeite, habe man es zu tun. Seine Partei sei eifrig am Aufräumen des „Saustalls“, den diese 1998 hinterlassen habe. Der das sagt, ist Ludwig Stiegler, bisher Stellvertreter Peter Strucks und ab nächsten Donnerstag dessen Nachfolger als Fraktionsvorsitzender. Er wolle die Leistung der Fraktion kämpferisch vertreten – woran keiner zweifelt, der den seit 20 Jahren im Bundestag vertretenen Abgeordneten kennt.

Denn der fränkische Vollblutpolitiker, der Jura, Politik und Soziologie studiert hat, gilt als energischer Macher mit politischem Gespür. Mit 20 Jahren trat der heute 58-Jährige der Partei bei, sein politisches „Erweckungserlebnis“ soll die Rede des SPD-Vorsitzenden Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz im Reichstag 1933 gewesen sein. Stiegler gilt als Parteilinker, sein Verhandlungsgeschick und seine Integrationskraft werden in der Partei geschätzt. Er vermittelte im Streit mit Schily um das Sicherheitspaket und gilt als Architekt des Zuwanderungsgesetzes. Der Vater von drei Kindern stellt sich aber auch gegen die Parteilinie: 1992 lehnte er mit wenigen anderen SPD-Abgeordneten den Asylkompromiss ab. Bekannt wurde Stiegler in diesem Frühjahr, als er Union und FDP im Lavieren um das NPD-Verbotsverfahren eine „historische Schuld“ an der Machtergreifung Hitlers vorwarf. Der Vorwurf wurde durch eine wütende E-Mail an die Medien publik, die Stiegler regelmäßig und ohne Wissen seiner Pressestelle verschickt. Da bezeichnet er Stoiber schon mal als „aufgeblasenen Aufschneider, krank vor Neid und Missgunst“ – was auf die „offensive Auseinandersetzung“ hoffen lässt, die er gestern selbstbewusst ankündigte. SUSANNE AMANN

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