piwik no script img

Eiland ohne Militär

Unter US-Vermittlung legen Spanien und Marokko ihren Streit um die Petersilieninsel bei. Zurück zum Status quo

MADRID dpa/rtr ■ Spanien und Marokko haben ihren Streit um die unbewohnte Mittelmeerinsel Perejil unter Vermittlung der USA beigelegt. Madrid und Rabat einigten sich am Samstagabend darauf, dass keines der beiden Länder das Eiland erneut militärisch besetzt. Somit wird der seit 42 Jahren geltende Status wiederhergestellt, wonach die Petersilieninsel neutrales Gebiet oder Niemandsland ist.

„Die Einigung dient den Interessen beider Länder und kann die Grundlage für eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen sein“, hieß es in Washington in einer Erklärung von Außenminister Colin Powell. Dieser hatte ein Dutzend Mal mit seiner spanischen Amtskollegin Ana Palacio und Marokkos König Mohammed VI. telefoniert. In ihren jeweiligen Erklärungen zu der Einigung erwähnten sich Spanien und Marokko gegenseitig nicht. In Rabat hieß es, „die rühmlichen Bemühungen“ von Powell und König Mohammed VI. hätten zum Abzug der Spanier von der Insel geführt. Von einem dauerhaften Verzicht Marokkos auf das Eiland war nicht die Rede. Madrid dankte Powell und erklärte, beide Länder hätten sich auf eine Rückkehr zum vormaligen Zustand verständigt.

In der spanischen Presse wurde die Lösung mit Erleichterung registriert. „Schließlich hat die Diplomatie die absurde Situation gelöst“, hieß es in der Zeitung El País, die das Vorgehen der eigenen Regierung kritisierte: Die Politik Spaniens habe nicht dem entsprochen, was man von einem Land erwartet, das sich mit seinem Gewicht auf der internationalen Bühne brüste. Marokkos amtliche Nachrichtenagentur MAP würdigte die Einigung als Sieg, mit dem die spanische Okkupation beendet worden sei.

Die Krise war ausgebrochen, als am 11. Juli ein kleiner marokkanischer Trupp die Insel besetzte. Als diplomatischer Druck aus Madrid erfolglos blieb, räumte das spanische Militär das Eiland sechs Tage später gewaltsam. Seitdem waren auf dem in Marokko „Leila“ genannten Felsen 75 spanische Elitesoldaten stationiert. Am Samstagabend um 21.59 Uhr wurden die Letzten von ihnen mit Hubschraubern ausgeflogen. Die spanische Flagge hatten sie zuvor eingeholt. Die sechs spanischen Kriegsschiffe sollen bis auf weiteres in dem Gebiet bleiben.

Außenministerin Palacio und ihr marokkanischer Amtskollege Mohammed Benaissa wollen den Kompromiss heute in Rabat besiegeln. Marokko will dann auch Verhandlungen sowohl über die weiterhin von dem Alawitenreich beanspruchte Souveränität der Insel als auch über die Zukunft der spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla beginnen, die seit 500 Jahren zu Spanien gehören, hieß es gestern in Rabat. Madrid hat dies wiederholt ausgeschlossen.

meinung SEITE 12

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen