Natural Born Tastemaker

Soul der Globalisierung: Vikter Duplaix musste es erst in Europa schaffen, ehe Amerika ihn wahrnahm. Mit seinem Verständnis des Sound of Philadelphia ist er am Sonntag im Landhaus Walter zu Gast – dank eines multinationalen Zigarettenkonzerns

von OKE GÖTTLICH und ALEXANDER DIEHL

Vikter Duplaix ist wieder zu Hause. Angekommen, wo er als Künstler immer verortet werden wollte: in Philadelphia. Dem am Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger. Zeiten, in denen der so genannte Philly-Sound durch Größen wie Kenny Gamble und die Delfonics in die Welt getragen wurde. Inzwischen sind es Erykah Badu, D‘Angelo oder The Roots, die als wenige unter vielen „versuchen, den Sound der Stadt auf das nächste Level zu hieven“, wie es Duplaix bezeichnet.

Er selbst war bis vor einigen Jahren nur im Hintergrund tätig, als Produzent, erledigte Auftragsjobs an Reglern und Aufnahmegeräten. Seine eigenen musikalischen Arbeiten galten für den heimischen Markt als zu vertrackt und somit ungeeignet für das Massensegment, das der neue Soul nun einmal sein sollte.

Da nützte es anfänglich auch nichts, dass Duplaix mit Jazzy Jeff und Will Smith (vor dem Schauspielruhm als „Fresh Prince“ unterwegs) einige nicht unbekannte Freunde um sich hatte. Oder dass er im professionell eingerichteten „A Touch Of Jazz“-Studio der angesagten Musiker Demos für andere Künstler fertigen durfte. „Aber sie gaben uns die Chance, uns zu entwickeln“, erklärt Duplaix. Und bereits mit 13 Jahren hatte er angefangen, auf Plattenspielern die Musik anderer Leute zu spielen, was jetzt ein wirkliches Standbein wurde. Damals HipHop, heute Deep-House und R‘n‘B.

Gemeinsam mit King Britt kam es zur gemeinsamen Arbeit Scuba, die auf dem Masters At Work-Label (MAW) erscheinen und Duplaix einen seiner ersten Produzentenerfolge bescheren sollte. Die HipHop-Methode „jeden irgendwelche Shout-Outs auf die Platte rappen zu lassen“ hatte der 30-Jährige sich angeeignet – mit einer leichten Abweichung vom normalen Prozedere. „Ich nutzte computerisierte Stimmen, um die Songs moderner klingen zu lassen.“

Nach einigen Jahren wurde der kleine Kölner Groove Attack-Vertrieb auf den Künstler Duplaix aufmerksam, nach einer wiederum auf MAW veröffentlichten EP namens Messages. Nebenbei gründete er das Label Axis Music Group, von dem es heute heißt, es müsse inzwischen wohlüberlegt aussuchen, auf welche der zahllosen Anfragen zur Zusammenarbeit es eingeht (und auf welche nicht).

Der Erfolg – eben zunächst in Europa – kam mit der EP Manhood, mit der Duplaix es in die Plattenkisten und Pollnominierungen der hiesigen Downbeat-Mafia zwischen Gilles Peterson und Jazzanova schaffte.

Inzwischen hat er, wie gesagt, auch zu Hause einen Namen – nicht mehr nur als Produzent ohne Gesicht, sondern als Frontmann: Im Rahmen einer durch einen multinationalen Tabakkonzern geponsorten Tour tritt Duplaix mit Band auf. Mit seinem Verständnis des Philly-Sound, als anerkannter Teil des großen Erbes.

mit Critical Point und Fauna Flash: Sonntag, 15 Uhr, Landhaus Walter, Stadtpark