Fliegendes Klassenzimmer
: Schüler forschen in Italien

Roboter im Vulkan

Fast hätten Probleme mit der Technik den Termin zum Platzen gebracht: 28 SchülerInnen waren gestern mit Bildungssenator Willi Lemke (SPD) zum Live-Chat über ihre Forschungsreise zu den Vulkanen Süditaliens verabredet. Bis tief in die Nacht hinein hatten die Jugendlichen an der Verbindung getüftelt. Eine echte Herausforderung für die Mitglieder des Erfinderclubs Heureka vom Hermann Böse-Gymnasium und der Gruppe „JA“, das sind Jugendliche aus GUS-Staaten, die inHuchting leben.

Am 13. Juli hatte sich zum dritten Mal eine Gruppe SchülerInnen auf eine dreiwöchige Expedition begeben. Im Gepäck jede Menge Technik – unter anderem einen selbstgebastelten Roboter, der im Inneren der berühmt berüchtigten Vulkane Ätna und Stromboli Temperaturen und Magnetismus messen soll. Unterstützt wurden sie dabei von Mitarbeitern des Bremer Instituts für Betriebstechnik und Angewandte Arbeitswissenschaft an der Uni Bremen (BIBA). Schon seit längerem tüfteln Nachwuchserfinder und Wissenschaftler zusammen. Mit Hilfe der Profis haben es die SchülerInnen geschafft, ihren Roboter noch pünktlich fertig zu stellen. Außerdem haben sich zwei BIBA-Leute mit ihnen auf die Reise gemacht. „Uns kostet es wenig, den Schülern unsere Ausstattung und unsere Hilfe zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig können wir so früh eine Begeisterung für Ingenieurwissenschaften wecken“, erklärt Marc Lemmel, Mitarbeiter des BIBA, das Engagement seines Forschungsinstituts.

Senator Lemke, Schirmherr des Projekts, zeigte großes Interesse an den Arbeiten der Jugendlichen. Nur tippen konnte er nicht selbst: Dafür engagierte er einen der anwesenden Schüler als Sekretär. Wobei Willi Lemke, sich seiner Verantwortung als Bildungssenator stets bewusst, die korrekte Rechtschreibung seines Typisten nicht eine Sekunde aus den Augen ließ.

„Die Schüler haben durch das Projekt die Möglichkeit, das was sie lernen, in einem Raum zu auszuprobieren, der nichts mit Schule zu tun hat“, sagte Willi Lemke und regte an, dass die Arbeitsergebnisse in „Jugend forscht“-Projekte einfließen könnten, etwa die Magnetfeldmessung innerhalb eines Vulkanes.

Die Reise ist auch ein Teil Integrationsarbeit für Jugendliche aus den GUS-Staaten. Schließlich kommen Dank des Engagements von Irene Baumann, Leiterin der Gruppe „JA“ und Russischlehrerin an der Integrierten Stadtteilschule Herrmannsburg, insgesamt 13 der 28 SchülerInnen aus den GUS-Staaten. Lehrerin Baumann erklärt, dass die gemeinsame Arbeit die Angst vor Sprachschwierigkeiten überwinden hilft. Auch Anastasia, 21 und Sprecherin der Gruppe „JA“, erinnert sich noch heute mit leuchtenden Augen an die Erlebnisse auf ihrer Forschungsexpedition vor zwei Jahren: „Dieses Gefühl, in Mitten dieser Vulkanlandschaft aufzuwachen, ist einfach unvergesslich.“ Heute ist sie Mitorganisatorin der Forschungsreise und wird ab Oktober Physik studieren. vvo