: berliner szenen Sparen mit Telekom
Eine Begegnung
Es war abends. Es klingelte. Direkt an der Tür. Das konnte man erkennen, weil sich das Klingeln direkt an der Tür vom Klingeln an der Haustür unten an der Straße unterschied. Unangenehm, wenn jemand direkt an der Tür klingelt. Das kann nur jemand aus dem Haus sein. Der arbeitslose Alkoholiker, der mich hasst, weil er in mir einen Klassenfeind vermutet, Polizei, Steuerfahndung, Zeugen Jehovas; die Chance, dass es sich um willkommenen Besuch handelte, war gering. Doch der erste Impuls, sich nun still zu verhalten, wurde von der Neugier verdrängt. Vor der Tür stand dann ein dicker Mann mit lachsrosa Hemd, blauem Schlips und braungelben Flanellhosen. Er sagte hallo, um dann schnell auf sein Anliegen zu sprechen zu kommen.
Ob ich denn bei der Telekom sei, fragte der Mann, und ich bejahte: „Da haben Sie ja Glück gehabt, dies ist ein Angebot, dass sich ausschließlich an Telekomkunden wendet.“ Er sei auch kein Vertreter, sondern werde nach Stunden bezahlt, wiederholte er mehrmals, und fragte dann, wie viel ich im Monat für Telefon ausgebe. Es gäbe 40 Prozent Rabatt, und „rechnen Sie doch mal nach, wie viel Geld Sie in den letzten drei Jahren gespart hätten“. Das rechnete er mir alles vor. Er zeigte mir auch so einen Zettel, wo alle Vergünstigungen draufstanden, und wedelte mit einem Vertragsformular vor meiner Nase herum. Ich sagte mehrmals, ich hätte keine Lust. Und er sagte „das verstehe ich nicht, das müssen Sie mir mal erklären, wieso Sie so viel Geld zum Fenster rausschmeißen, weshalb Sie keine Lust haben, Geld zu sparen.“
Ich dachte „du Arschgesicht“ und an die wahnsinnige, peinliche Unordnung in meinem Flur, außerdem litt ich eh an den Resten einer Gastritis. Dann endlich ging er wieder. DETLEF KUHLBRODT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen