: Neuer Coach, neues Glück
Neue „Handschrift“ beim American Football: Der 21:6-Sieg der Hamburger Blue Devils gegen die Kölner Crocodiles ist auch ein Erfolg für den neuen Trainer John Rosenberg
Einen Auftakt nach Maß konnte John Rosenberg am Samstag in seinem ersten Spiel als Headcoach der Hamburger Blue Devils feiern. Durch die aus Hamburger Sicht unglückliche Hinspielniederlage (17:20) gegen die Cologne Crocodiles war der German Bowl Champion 2001 gehörig unter Druck geraten, schließlich musste das Spiel in Köln mit mindestens vier Punkten Unterschied gewonnen werden.
Doch bereits nach dem zweiten Viertel konnte der neue Coach, der erst zwei Tage zuvor in Hamburg eingetroffen war, sich entspannt zurücklehnen. Wie eine solide Einheit präsentierte sich das Team, das ohne Übergangscoach Max von Garnier und etliche verletzte Spieler auskommen musste, und drehte den 0:6-Rückstand nach zwei Touchdowns von Estrus Crayton und zwei Extra Points von Andreas Lefevre zu einem beruhigenden 14:6-Halbzeitstand.
„An der Art und Weise, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist, kann man schon die Handschrift von Rosenberg erkennen“, freut sich Sportdirektor Dietrich E. Stolze. Der Amerikaner ist ein eher unauffälliger, solider Analytiker, der ruhig auf seine Spieler zugeht. Gerade nach der Kritik und den Turbulenzen der vergangenen Wochen ist das eine sehr willkommene Abwechslung: „Es war schon beeindruckend, wie ruhig er seine Ansprache vorgetragen hat, und wie konzentriert die Spieler vor ihm saßen“, wusste Stolze von dem Abschlusstraining zu berichten, dem noch viele Einzelgespräche mit den wichtigsten Spielern folgten. Gerade die unglaubliche Erfahrung Rosenbergs, die er an der Penn State und Brown University sowie als Trainer in München, Berlin und Köln gesammelt hat, lässt hoffen, dass der Neue aus den Spielern „noch einiges rauskitzeln“ kann.
Dabei kommt ihm auch zugute, dass er, zumindest in den Augen des Sportdirektors, ein völlig anderer Typ als sein Vorgänger Kent Anderson ist. „Kent war mehr der Sunnyboy, während John eher eine Vaterfigur abgibt.“ Und genau so eine Vaterfigur fehlte der mit einem Durchschnittsalter von 24,7 Jahren jüngsten Mannschaft der Liga in den vergangenen Jahren, nachdem der erste Trainer, George White, 1996 vor dem Halbfinalspiel gegen die Braunschweig Lions auf einer Kart-Bahn vor den Augen seiner Spieler einem Herzinfarkt erlag.
Genau wie die Spieler sich damals zusammenrafften und noch ins Finale einzogen und dieses auch gewannen, obwohl ihnen „der Kopf abgeschlagen worden war“, ist sich Stolze auch heute sicher, dass „wir mit diesem Coach auf jeden Fall das Finale in Braunschweig erreichen werden“. Durch den 21:6-Sieg gegen die Crocodiles haben sie auf jeden Fall schon mal einen Riesenschritt in Richtung Platz 2 getan, der ein Heimrecht in den Play-Offs garantieren würde.
VOLKER EPPENDORF
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