: Siemens speckt ab
Auch Bremer Betriebsräte sind am Mittwoch in München dabei, wenn mit der Konzernleitung um den Verkauf von Siemens-Abteilungen verhandelt wird. 400 – 500 Bremer Mitarbeiter könnten von den Umstrukturierungen betroffen sein.
Wenn am Mittwoch dieser Woche in München die Siemens-Betriebsräte mit der Konzernleitung über die geplanten Verkäufe von Unternehmensteilen reden, dann ist ein Bremer Betriebsratsvertreter mit dabei: Zwischen 400 und 500 Arbeitsplätze könnten an Bremer Siemens-Standorten betroffen sein, heißt es beim Bremer Betriebsrat.
Insbesondere soll es Montage-Abteilungen aus dem Bereich I&S (Industrial Solutions and Services) treffen, die insgesamt rund 350 Mitarbeiter in Bremen haben und in der neuen Siemens-Zentrale im Technologiepark angesiedelt sind. Ganz verkauft werden soll der Schalt- und Anlagenbau der „Feag Bremen“. Dabei hatte der Siemens-Konzern noch vor nicht allzu langer Zeit mit der Feag gute Schlagzeilen gemacht: Die Schaltanlagen für die Magnetschwebebahn Transrapid für China werden bei der Siemens-Tochter Feag gebaut.
Das Abbau-Programm dürfte nicht ohne negative Auswirkungen bleiben auf die Ausbildungswerkstatt von Siemens, befürchtet der Betriebsrat. Er ist vor allem deshalb verunsichert, weil Siemens den Einfluss auf diesen Produktionsbereich ganz aufgeben will.
Im Mai hatte Siemens mitgeteilt, der gesamte Bereich I&S müsse zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit neu „positioniert“ werden. „Renditeschwache Engagements“ sollten abgebaut werden, teilte Joergen Ole Haslestad, neuer Vorstandsvorsitzender des Bereichs mit. Die Details des Programms sollten „in den kommenden Wochen definiert“ werden, hatten die Siemens-Chefs im Mai angekündigt. Bis heute ist dies allerdings nicht erfolgt.
Stattdessen hat die Siemens-AG im Juli sehr viel weitergehende Maßnahmen verkündet, die die von Mannesmann übernommenen Bereiche betreffen: Bereiche mit weltweit insgesamt rund 22.000 Mitarbeitern sollen an den amerikanischen Großinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) verkauft werden.
Von diesem KKR-Paket ist Bremen nicht direkt betroffen. KKR beteiligt sich an nicht börsennotierten Firmen, um sie später mit Gewinn weiterzuverkaufen. Diesen Schritt tat Siemens, als das Unternehmen in der letzten Quartalsbilanz bei den Auftragseingängen einen Rückgang um 20 Prozent bekannt geben musste.
Was die Verkäufe und die angekündigten „Kapazitätsanpassungen“ für die Produktion und die Mitarbeiter für Auswirkungen haben, ist vollkommnen offen, sagt der Bremer Betriebsrat. Selbst wenn ein Bereich am Bremer Standort nicht in den roten Zahlen ist, kann niemand vorhersagen, was die Gesamtbetrachtung eines möglichen Käufers für die Mitarbeiter am Bremer Standort bedeuten wird.
Ziel des Siemens-Betriebsrates ist es daher, dass der Konzern die Bereiche nicht vollständig verkauft und damit einen bestimmten Einfluss behält. Vor wenigen Jahren hatte Siemens in Bremen seinen alten Standort am Bahnhof aufgegeben und einen Neubau im Technologiepark bezogen, in dem die meisten Bereiche des vorher verstreuten Bremer Siemens-Imperiums mit insgesamt knapp 1.000 Mitarbeitern konzentriert werden konnten. Insbesondere die starke Außendienst-Aktivität vieler der Siemens-Mitarbeiter war ein Argument für einen Standort direkt an einer Autobahn-Abfahrt gewesen. Klaus Wolschner
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