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Obdach für Obdachlose

Tagesaufenthalt in der Bundesstraße soll Diakonieklinkum Platz machen. Nach langem Ringen gibt es einen Kompromiss für ein Krankenhaus mitten in Eimsbüttel

Seit über 30 Jahren werden in der TAS, der Tagesaufenthaltsstätte an der Bundesstraße, Obdachlose betreut. Täglich kommen über 150 Menschen in das denkmalgeschützte Haus mitten in Eimsbüttel. Nun soll der Tagesaufenthalt, der von der Diakonie betrieben wird, einem anderen diakonischen Vorhaben Platz machen: dem Diakonieklinikum.

Seit Jahren wünscht die Gesundheitsbehörde eine Fusion der Krankenhäuser Elim, Jerusalem, Bethanien und Alten Eichen. Die wollen das inzwischen auch – gegen den Willen der Behörde sind sie allerdings auch machtlos, denn die entscheidet maßgeblich über den Krankenhausplan. Und wer darin nicht enhalten ist, hat schlechte Chancen auf dem Markt. Doch nach dem Bekenntnis zueinander kam die Frage: „Zu Dir, zu Dir oder zu mir?“ Das Krankenhaus Elim an der Bundesstraße in Eimsbüttel hatte stets für seinen Standort plädiert, doch die Behörde – noch unter SPD-Gesundheitssenatorin Karin Roth – stets für den Standort Alten Eichen in Stellingen gekämpft – und sich durchgesetzt.

Doch mit dem neuen Senat ist wiederum alles anders. Die vier Häuser haben noch einmal neu über einen Standort nachgedacht und sich für einen im Kerngebiet von Eimsbüttel entschieden, wo über 100.000 Menschen leben, für die das Krankenhaus leicht zu erreichen wäre.

Doch für das neue Haus, das über 500 Betten haben soll, liegt nicht gerade eine Brachfläche bereit. Der ausgeguckte Platz neben dem Krankenhaus Elim ist nämlich besetzt: Mit Sportplätzen des Eimbütteler Turnvereins (ETV) und dem Tagesaufenthalt. Peter Schröder-Reineke, bei der Diakonie der zuständige Fachbereichsleiter, wurde vor einigen Tagen von der Nachricht überrascht, dass die Tagesstätte wohl dem Klinikum zum Opfer fallen und umziehen muss. „Wir werden uns nicht so leicht verdrängen lassen, aber wir stellen uns überhaupt nicht gegen den Neubau“, sagt er.

Gegen einen Umzug in neue Räume sei prinzipiell nichts zu sagen, „aber sie müssen geeignet und im Stadtteil sein“. Denn die Tagesstätte, „die Größte und Älteste in Hamburg“, sei bestens in den Stadtteil integriert, werde von Besuchern wie Bewohnern hervorragend angenommen und trage damit auch zur Entflechtung der Obdachlosenbetreuung bei. „Viele Menschen kommen auch deshalb gerne zu uns, weil wir nicht in der Innenstadt sind, wo sich die Einrichtungen konzentrieren.“

Auch mitzureden hat bei einem Krankenhaus-Standort an der Bundesstraße einer der größten Sportvereine Deutschlands: der ETV. Der hat zwei Grand-Plätze und ein Beachvolleyballfeld, wo das Krankenhaus entstehen soll. Auch das war einer der Gründe, warum dieser Standort bislang als „zu schwierig“ galt. Doch nun wurde ein Kompromiss gefunden: „Für uns ist wichtig, dass keine Sportstätten wegfallen“, sagt ETV-Sprecher Ernst Klein. Und das tun sie jetzt auch nicht: Die Stadt habe dem Verein einen neuen großen Grand-Platz, einen Kunstrasen- und Beachvolleyball-Platz sowie eine Drei-Feld-Sporthalle versprochen. Die Halle soll in das Krankenhaus integriert werden, die Plätze auf die Fläche, auf der jetzt noch das Elim-Krankenhaus steht, das dann abgerissen werden soll. „Damit sind wir einverstanden“, sagt Klein.

Anika Wichert, Sprecherin der Sozialbehörde bestätigt, „dass es ein Schreiben der Gesundheitsbehörde gibt, das über die Problematik informiert“. In den kommenden Wochen wolle man sich deshalb mit dem Träger des Tagesaufenthaltes zusammensetzen. SANDRA WILSDORF

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