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Rückzug aus den Philippinen

Die USA ziehen vorübergehend einen Großteil ihrer Truppen aus den Südphilippinen ab, wo sie offiziell einheimische Soldaten in der Terroristenjagd trainierten

BERLIN taz ■ Die rund eintausend in den Philippinen stationierten US-Elitesoldaten haben gestern ihren Einsatz in dem südostasiatischen Inselstaat offiziell beendet. Dort wurden sie seit Ende Januar auf der südlichen Insel Basilan, in der Stadt Zamboanga in Mindanao und bei der Stadt Cebu auf der gleichnamigen zentralphilippinischen Insel eingesetzt, um im Rahmen des Manövers Balikatan („Schulter an Schulter“) knapp 4.000 einheimische Soldaten zu trainieren. Diese jagten die muslimische Kidnapper- und Rebellengruppe Abu Sayyaf, die 1995 Verbindungen zu Ussama bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida gehabt haben soll.

Die US-Militärs bauten in Rebellengebieten in Basilan auch die militärische Infrastruktur aus und versorgten ihre einheimischen Kollegen mit Geheimdienstinformationen. Das philippinische Militär erhielt von den USA zudem Waffen, Hubschrauber, Transportflugzeuge und Nachtsichtgeräte.

Die Südphilippinen wurden nach Afghanistan die zweite Front im US-Krieg gegen den Terror. Erstmals wurde das philippinisch-amerikanische Manöver, das normalerweise wesentlich kürzer stattfindet, in Basilan und damit in einer Rebellenhochburg durchgeführt. Die US-Militärs durften nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen, aber sich selbst verteidigen. Kritiker werden US-Soldaten vor, vergangenen Woche einen Zivilisten angeschossen zu haben, was die US-Armee bestreitet. In den letzten sechs Monaten starben in den Philippinen zehn US-Soldaten beim Absturz eines Helikopters.

Der US-Kommandeur für den Pazifik, Thomas Fargo, und der philippinische Generalstabschef Roy Cimatu bezeichneten den Einsatz gestern in Zamboanga als Erfolg. „Dies war ein gut gemachter Job“, sagte Fargo. Abu Sayyaf sei aus Basilan vertrieben worden, meinte US-General Donald Wurster, der den US-Einsatz leitete. Laut philippinischem Militär wurden 69 Abu-Sayyaf-Mitglieder bei Gefechten getötet und 139 gefangen genommen. Im Juni sei bei einem Seegefecht auch Rebellenführer Abu Sabaya getötet worden. Auch die letzten von insgesamt 102 Geiseln seien aus der Hand von Abu Sayyaf befreit worden. Bei der Befreiungsaktion für das seit 12 Monaten verschleppte US-Missionarsehepaar Burnham wurden Anfang Juni allerdings der Mann und eine philippinische Krankenschwester getötet.

Unklar bleibt, wie viel Abu-Sayyaf-Kämpfer auf andere Inseln wie zum Beispiel Jolo flüchten oder sich unter die Bevölkerung mischen konnten. An den Ursachen für den Konflikt – der Marginalisierung der muslimischen Minderheit – hat sich nichts geändert. Eher dürfte die Stärkung des Militärs die Bereitschaft in Manila mindern, nach politischen Lösungen zu suchen.

Nach dem Abzug der meisten US-Truppen verbleiben zunächst bis zu 300 US-Soldaten im Land. Sie sollen eine philippinische schnelle Eingreiftruppe ausbilden. Im Oktober treffen neue US-Truppen ein, die im Rahmen eines weiteren achtmonatigen Manövers erneut philippinische Militärs trainieren sollen.

Am Wochenende reist US-Außenminister Colin Powell nach Manila. Er will ein militärisches Logistikabkommen unterzeichnen, dessen Details bisher nicht bekannt wurden. Kritiker fürchten, den USA könnte die Stationierung von Truppen durch die Hintertür ermöglicht werden. 1992 wurden die US-Militärbasen in Amerikas einstiger Kolonie nach einer Entscheidung des philippinischen Senats geschlossen. Umstritten ist, ob jetzt das Parlament in das Abkommen einbezogen werden muss.

Im Streit um das jetzt beendete Manöver trat bereits Vizepräsident Teofisto Guingona von seinem Posten als Außenminister zurück. In Umfragen begrüßte eine Mehrheit den US-Einsatz. Kritiker fürchteten dagegen eine Rekolonisierung und erinnern auch jetzt an die negativen Erfahrungen mit der Bevormundung aus Washington. Zu Powells Besuch werden starke Protesten erwartet. SVEN HANSEN

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