Der Kampf um das Recht auf Hosen

An britischen Privatschulen gilt für Mädchen ein Rockzwang. Die Gleichberechtigungs-Kommission will dagagen klagen

DUBLIN taz ■ Mädchen in Hosen? Bitte nicht. Das ist unenglisch. In den meisten englischen Privatschulen schreibt die Schulordnung seit Jahrhunderten Röcke für Mädchen vor. Das soll sich nun ändern, wenn es nach der Kommission für Gleichberechtigung des britischen Unterhauses geht. Die Kommission will Klage gegen eine Schule einreichen, um einen Präzedenzfall zu schaffen. Um welche Schule es sich handelt, ist bisher nicht bekannt. Julie Mellor, die Vorsitzende der Kommission, sagte, die Schuldirektionen müssen sich „den Realitäten des modernen Lebens“ stellen. „In einer Zeit, in der Frauen in den meisten Berufen Hosen tragen, erscheint mir ein Verbot für Schülerinnen unpassend“, sagte Mellor. „Es handelt sich meiner Meinung nach um Diskriminierung aus geschlechtsspezifischen Gründen, und das ist ungesetzlich.“

Die Zahl der Beschwerden über restriktive Uniformordnungen an Schulen haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft, sagte Mellor. Die Kommission hat vor zwei Jahren einen Schadenersatz für die Büroangestellte Judy Owen vor einem Londoner Amtsgericht erstritten. Owen war vom Verband der Golfprofis fristlos entlassen worden, weil sie sich beharrlich weigerte, ihre Hosen gegen einen Rock auszutauschen.

Und das Wickham-Gymnasium im nordenglischen Gateshead änderte geschwind die Schulordnung, nachdem sich die Schülerin Jo Hale wegen des Rockzwangs im vergangenen Jahr an die Kommission gewandt hatte. Ihre Mutter Claire Hall, eine Professorin an der Universität Leeds, sagte: „Es ist eine Schande, dass Schulen den Frauen immer noch vorschreiben wollen, was sie zu tragen haben. Die Kleiderordnung hat etwas mit Macht zu tun.“

David Hart, der Vorsitzende des Verbands der Schuldirektoren, sagte: „Wenn Schulordnungen gegen das Gesetz für Gleichberechtigung verstoßen, müssen sie umgeschrieben werden.“ Er prophezeit, dass auch die konservativsten Oberschulen innerhalb von zehn Jahren Hosen für Mädchen bei Schuluniformen zulassen müssen.

So lange will die 15-jährige Katie Hunter nicht warten. Sie kämpft seit zwei Jahren am katholischen Gymnasium St. Robert of Newminster für das Recht auf Hosen. „Ich werde das wohl während meiner Schulzeit nicht mehr erleben“, sagt sie, „aber ich will es für die nachfolgenden Generationen von Schülerinnen durchsetzen.“ Ihre Mutter Catherine Hunter sagt: „Ich habe ihr versprochen, dass wir die Sache bis zum Schluss durchstehen, auch wenn es Jahre dauert. Die Schule behauptet allen Ernstes, dass Mädchen in Hosen nicht hübsch aussehen.“ Das Bildungsministerium hält sich in der Frage derzeit noch zurück. „Die Entscheidung, ob Hosen zur Schuluniform für Mädchen gehören, liegt bei den Schulen“, sagte eine Sprecherin. „Am Ende müssen die Gerichte festlegen, ob es sich dabei um Diskriminierung handelt.“ RALF SOTSCHECK