piwik no script img

Herbergs-Hotels

In Worpswedes Jugendherberge versucht man gezielt junge Familien anzusprechen, um das Haus zu füllen

Die mehr als 600 Jugendherbergen in Deutschland werben mit neuen Spezialangeboten vermehrt um Familien. „Der zu Fuß gehende Einzelwanderer früherer Jahre wird immer seltener“, sagte gestern Herbergsvater Torsten Henkels von der Jugendherberge in Müden an der Oertze (Kreis Celle). Zusammen mit den norddeutschen Herbergen Worpswede, Kappeln / Schlei, Schönberg / Ostsee und Zeven streben die Herbergsväter das Qualitätssiegel „Für Familien besonders geeignet“ an.

„Der Unterschied zwischen einem Hotel und einer nach neuen Kriterien geführten Jugendherberge wird immer kleiner“, meinte nicht nur Henkels. Ein Grund sei, dass zahlreiche Häuser nicht mehr die großen Schlafsäle aus den Anfängen der Herbergsbewegung vor 91 Jahren anböten, sondern in der Regel Zwei-, Vier- und Sechsbettzimmer hätten. „Das passt gut für Familien, die als Gästegruppe schon lange kein Lückenfüller mehr sind“, sagte Henkels. Auch die Speisekarte habe sich in den vergangenen Jahren radikal verändert: „Eintöpfe mit Fruchtgrütze stehen bei den modernen Herbergen nicht mehr auf dem Programm. Wir bieten stattdessen reichhaltige Büfetts mit Salaten und auch vegetarische Gerichte.“

Auch wegen einiger Standortnachteile sind bei den Herbergen kreative Ideen gefordert, um zu überleben. „Die früher erwünschte idyllische Abgeschiedenheit führt natürlich dazu, dass viele Häuser nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Also müssen wir Programme bieten, die nicht nur Schulklassen anlocken“, sagte der Herbergsvater Henkels. Um auf 26.000 Übernachtungen im Jahresschnitt zu kommen, bietet er Kinderprogramme an, damit die Eltern auch mal allein einen Ausflug machen können. Auch in Worpswede stehen spezielle kreative Projekte für draußen und drinnen auf dem Programm, zum Beispiel die Wasserwerkstatt oder „Landart am Wyerberg“. dpa/taz

Infos: www.biologische-station-osterholz.de/Umweltbildung/jugendherberge.htm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen