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vorlauf lautsprecher Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am letzten Montag habe ich geschrieben, dass das Sommerloch vorbei sei. Das war voreilig. Denn während Politiker zurücktreten, Stoibers Späth bereits vollmundig die Kürzung der Arbeitslosenhilfe ankündigt und der Kanzler mit Hilfe von Hartz und Kommission rechts überholen will, hat sich ein Großteil der Linken ausschließlich mit Urlaub und Baden zu beschäftigen. Daher rate ich, am Freitag mal das SiemensForum zu besuchen: dort unterhalten sich Experten über das Thema „Zeitbombe Arbeitsmarkt – Gibt es einen Weg aus der Krise?“ Mit Vorschlägen wie Ich-Aktien-Bildung und Sozialhilfekürzungen ist zu rechnen (Rohrdamm 85, 18.30 Uhr, Anmeldung erforderlich). Die gute alte Basis hingegen vergnügt sich am Samstag im Kreuzberger Prinzenbad. Unter dem Motto „Berlin geht baden“ wird ab 14 Uhr auf verspielte Weise gegen den sozialdemokratischen und noch-sozialdemokratischeren Senat protestiert, der es mit seiner Kürzungspolitik zu erzwingen versucht, dass man bald „an Europas Stränden bestaunen kann, wie Berliner Jugendliche, die nie ein öffentliches Bad von innen gesehen haben, mit Schwimmflügeln ins Wasser steigen“, wie es Philipp Steglich so schön formulierte. Am Sonntag wird im Muvuca die „O Movimento dos Trabalhadores Rurais sem Terra“, die brasilianische Landlosenbewegung MST, zu Wort kommen. Marcelo Netto Rodrigues berichtet über die Organisation, die sich für eine umfassende, gerechte Bodenreform einsetzt. Da diese Reform von Regierung und Großbauern selbstredend nicht gewünscht wird, besetzt die MST immer wieder Ländereien, viele der Aktivisten sind dabei bereits umgekommen. Die Landbesitzer gingen meist straffrei aus (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr).

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