: Jugend schützt vor Strafe nicht
Prozess wegen der in einer Straßenbahn misshandelten Libanesinnen wird fortgesetzt. Staatsanwaltschaft will auch 16-Jährigen vor Gericht stellen, der noch auf freiem Fuß ist
Nach den Misshandlungen von Libanesinnen in einer Straßenbahn muss auch ein 16-Jähriger mit einer Gerichtsverhandlung rechnen. Am Montag war der Prozess vor einem Jugendgericht fortgesetzt worden. Dem 18-jährigen mutmaßlichen Haupttäter, den man der Neonazi-Szene zurechnet, wird vorgeworfen, mit drei Komplizen die Ausländerinnen bespuckt, beschimpft, mit Springerstiefeln getreten und brutal geschlagen zu haben. Auch dem 16-Jährigen wird vorgeworfen, auf die Frauen eingetreten zu haben. Aufgrund seines Alters befindet er sich jedoch noch auf freiem Fuß. Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft soll auch er sich vor Gericht verantworten.
Eine der Frauen, die 26-jährige Nasrine C., hatte bei dem Überfall schwere Kopfverletzungen erlitten. Lediglich der Straßenbahnfahrer und ein 21-jähriger Mann waren den drangsalierten Frauen an einer Haltestelle zur Hilfe geeilt. Die anderen Fahrgäste hatten tatenlos zugeschaut.
Das Gericht, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt, hat am Montag eine der Frauen und die beiden Helfer vernommen. Beim Prozessauftakt Ende Juli im Kriminalgericht Moabit war es zu unangenehmen Situationen für Opfer und Helfer gekommen. Nur wenige Meter von ihnen entfernt vor dem Gerichtssaal saßen einer der mutmaßlichen Schläger und zwei Gesinnungsgenossen, die ebenfalls als Zeugen geladen waren. Justizsprecherin Ariane Faust betonte aber, die Richterin habe den Verhandlungssaal extra in Nähe zu einem Zeugenzimmer gewählt, in dem geladene Zeugen abgeschirmt warten können. „Warum die Zeugen diesen Raum nicht genutzt haben, kann ich nicht sagen.“
Die Verhandlung soll am kommenden Donnerstag fortgesetzt werden. DPA
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