: Dosenpfand: Es geht doch
Während 7.500 Lebensmittelhändler noch immer gegen das Dosenpfand klagen, bereiten sich 8.000 Getränkemärkte schon darauf vor. Umweltminister Trittin freut sich
BERLIN taz ■ Die deutschen Getränkemärkte steuern beim Dosenpfand auf Gegenkurs zum übrigen Einzelhandel. Der Verband des deutschen Getränke-Einzelhandels hat am Montag in Frankfurt/Main beschlossen, die Einführung des Einwegpfandes zu unterstützen. „Ab Januar 2003 werden unsere Kunden in allen Märkten zwischen Mehrweg- und bepfandeten Einweggetränken wählen können“, erklärte der Verbandsvorsitzende Wolfgang Brügel.
Pünktlich zum Start des Dosenpfandes werden die Getränke-Einzelhändler ein funktionierendes Rücknahmesystem haben, sagt Brügel. Derzeit würden Gespräche mit möglichen Entsorgern geführt. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 8.000 Märkte, die 25 Prozent der Getränke in Deutschland verkaufen.
Sein Geschäftsführer Reinhard Wiesner glaubt nicht, dass den Einzelhändlern durch die Einführung des Zwangspfandes erhöhte Ausgaben entstehen. Die Kosten für die Rücknahme von Einwegverpackungen seien nicht höher als die Gebühren, die bei der Verwertung im Dualen System (DSD) anfielen. Die Pfanddosen sollen nicht über das DSD entsorgt werden.
Unbeeindruckt vom Vorgehen des Getränkehandelsverbands zeigt sich der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Dieser versucht weiterhin mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Berlin, das Dosenpfand zu stoppen. Der Klage haben sich knapp 7.500 Einzelhändler angeschlossen. „Für die Unternehmen gibt es vor Abschluss des Verfahrens keine Grundlage, insgesamt 1,4 Milliarden Euro für ein Rücknahmesystem zu investieren“, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin begrüßte das „konstruktive Vorgehen“ des Getränke-Einzelhandels. Gleichzeitig forderte er die klagenden Unternehmen erneut auf, anstatt auf Zeit zu spielen sich ebenfalls vorzubereiten. IHNO GOLDENSTEIN
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