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neue filme Sprich mit ihr

Spanien 2002, Regie: Pedro Almodóvar. Mit Rosario Flores, Javier Cámara u. a.; 116 Min.

Etwa zwei Drittel von „Sprich mit ihr“ sind verstrichen, als sich Pedro Almodóvar eine Abschweifung gönnt. Es ist nicht die erste und nicht die letzte Abschweifung des an Handlungsfäden und -aufschüben reichen Films: Eine Forscherin mit wirrem Haar und Nickelbrille – ganz vom Typ des mad scientist – arbeitet in einem Labor, das Almodóvar nach allen Regeln früher Filmkunst ausgestattet hat. Die Forscherin will eine Diätformel entwickeln, ihr Gefährte, Alfredo, ist eifersüchtig auf ihre Arbeit. Trotzdem bietet er sich an, das Gebräu am eigenen Leibe zu testen. Noch während er die Geliebte küsst und umarmt, beginnt er zu schrumpfen. Bald ist er so klein, wie zuvor sein Geschlechtsteil gewesen sein dürfte. Die beiden finden nach vielen Verwicklungen endlich in einem Hotel namens Youkali zusammen. Später wird Alfredo auf ihre Brüste klettern wie ein Bergsteiger in einer Gebirgslandschaft, er wird in ihr Geschlecht hineintreten und dort verschwinden, weil sich ihm der Schrecken, nichts zu sehen, in Neugier verwandelt. Nie hat man einen Film Almodóvars gesehen, indem die weiblichen Hauptfiguren so passiv waren wie in „Sprich mit ihr“. Ob sie überhaupt noch lebendig sind, ob Austausch mit ihnen möglich ist und sie sich von Pflanzen unterscheiden, wird denn auch mehrmals verhandelt.

Capitol Dahlem, Cinema Paris, FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, International, Kino in der Kulturbrauerei, Odeon, Yorck

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