: Suu Kyi optimistisch
Birmas Friedensnobelpreisträgerin und der UN-Gesandte sehen neue Gesprächsbereitschaft bei der Militärjunta
BANGKOK taz ■ Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi erhofft sich für die nächsten Wochen Gespräche mit der herrschenden Militärjunta. Das sagte die Friedensnobelpreisträgerin gestern dem britischen Rundfunksender BBC. Gespräche über die künftige politische Führung des Landes sollten in absehbarer Zeit, vielleicht sogar innerhalb der nächsten Wochen, beginnen. Sie sei bereit und offen, über alles zu sprechen. Sie wolle sich auch nicht festlegen, ob sie an der politischen Führung des Landes teilnehme oder nicht. „Wir gehen nicht mit vorgefassten Ideen in diesen Dialog“, sagte Suu Kyi.
Die von ihr offenbar festgestellte Dialogbereitschaft der Militärs dürfte mit den Birma-Besuchen der japanischen Außenministerin Yoriko Kawaguchi und des malaysischen UN-Sonderbotschafter für Birma, Razali Ismail, zu tun haben. Der Letztere hatte die seit Oktober 2000 stattfindenden Gespräche zwischen der regierenden Junta und Suu Kyi vorangetrieben und vor drei Monaten mit für die Freilassung der 57-jährigen Oppositionsführerin aus dem Hausarrest gesorgt. Seitdem hatte es jedoch keine Gespräche mehr zwischen Suu Kyi und den Militärs gegeben.
Nach seiner jetzigen Rückkehr nach Kuala Lumpur sagte Rizali, die politischen Differenzen zwischen Suu Kyis oppositioneller Nationaler Liga für Demokratie(NLD) und der Militärregierung seien zwar längst nicht ausgeräumt, man habe sich aber angenähert.
Ob dazu auch wirtschaftliche Investitionen gehören, ist fraglich. Die Nobelpreisträgerin hatte in der Vergangenheit die Weltgemeinschaft stets dazu aufgerufen, nicht in Birma zu investieren, da dies nur der herrschenden Elite und nicht dem Volk zugute käme. Nach wie vor macht es Suu Kyi zur Bedingung, dass internationale finanzielle Unterstützung vorwiegend den Armen zugute kommen und helfen soll, möglichst bald ein demokratisches System aufzubauen. Vor diesem Hintergrund erklärte sich nun Japan, ohnehin ein wichtiger Investor, bereit, dem bitterarmen Birma verstärkt unter die Arme zu greifen.
Suu Kyi will auch Vertreter der ethnischen Minderheiten bei den Gesprächen mit der Junta dabei haben. Die Rechte der Minderheiten werden weiterhin mit Füßen getreten. Zudem bereitet der Friedensnobelpreisträgerin Sorgen, dass viele politische Gefangene nach wie vor in Haft sind. In einer gestern in Bangkok verbreiteten Videobotschaft forderte sie die Militärs auf, die Gefangenen sofort freizulassen.
Seit 1962 regieren wechselnde Militärregierungen das Land, das sie in Myanmar umtauften. 1990 gewannt Suu Kyis NLD haushoch die Parlamentswahlen, das Militär gab jedoch die Macht nicht ab. NICOLA GLASS
kommentar SEITE 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen