Zahl der Herointoten sinkt

Heroin ist out, Konsum von Ecstasy steigt. Die Drogenbeauftragte zog dennoch eine positive Bilanz

BERLIN taz ■ Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist weiter gesunken. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, zog gestern in Berlin eine positive Bilanz. Im ersten Halbjahr 2002 starben 586 Menschen, 30 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Ursache sei die Kombination von Prävention, Druckräumen, Substitution und Heroinvergabe an Schwerstabhängige. Casper-Merk sagte: „Der Trend des letzten Jahres hat sich fortgesetzt und damit bestätigt.“

Der Konsum harter Drogen sei gesunken, der von Heroin um 25 Prozent und der von LSD um 68 Prozent. Dagegen sei der Verbrauch von synthetischen Drogen erheblich angestiegen: „Ecstasy, Cannabis und Alkohol sind an der Tagesordnung.“

Caspers-Merk erhob allerdings keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit ihrer Statistik. Die Zahlen würden davon beeinflusst, dass die Polizei einen ihrer Ermittlungsschwerpunkte auf die so genannten Partydrogen verlegt habe. Die beschlagnahmten Ecstasy-Pillen kämen vorwiegend aus den Niederlanden. 80 Prozent seien nicht für die deutschen Konsumenten bestimmt. Die Bundesrepublik sei mittlerweile auch zum Transitland für Schmuggler geworden.

Caspers-Merk kritisierte außerdem die Weigerung der Krankenkassen, ihre einengenden Kriterien für die Substitionsbehandlung Drogenkranker aufzugeben. Bisher müssen Patienten strenge Kriterien erfüllen, zwei Jahre abhängig, über 23 Jahre alt sein und an einer weiteren Krankheit wie HIV-Infektion, Hepatitis oder Tuberkulose leiden. Dies sei, so Caspers-Merk, für Ärzte „eine Aufforderung zum Fälschen“.

Sie wolle im Einverständnis mit den Ärzten „mehr Wahrheit, mehr Klarheit“. Die Schwelle zur Substitution müsse deutlich herabgesetzt und die Qualität der Behandlung erhöht werden. Nur dann können längerfristig Kosten eingespart werden. Zurzeit seien etwa 50.000 der geschätzt 120.000 Opiatabhängigen in Substitutionsbehandlung.

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