Fortsetzung fraglich: Der zweite Beginenhof
Scheitern schon am Reißbrett?
Das zweite Beginenhof-Projekt in Horn ist so gut wie tot. Der Bauträger, die Weser-Wohnbau, rechnet nicht mehr damit, dass neben der Wohnanlage Charlottenhof ein neues Frauen-Wohnprojekt mit 43 Eigentumswohnungen – Kostenvolumen: 7,5 Millionen Euro – entstehen wird. Es gebe zu wenig Interessentinnen, sagt Hans-Joachim Benjes von der Weser-Wohnbau.
Stimmt nicht, kontern Erika Riemer-Noltenius vom Beginenhof-Verein, der als Werbemotor für das neue Projekt fungieren soll. Schon 15 Frauen hätten konkretes Interesse signalisiert, sich aber noch nicht vertraglich binden wollen.
Genau das aber verlangt die Weser-Wohnbau: Sie möchte mit den künftigen Eigentümerinnen Vorverträge abschließen und so deren Kaufabsichten fixieren. Für den Fall, dass die Frauen dann doch abspringen, müssten sie ein Prozent der Kaufsumme – eine 60-Quadratmeter-Wohnung würde 125.000 Euro kosten – zahlen. 20 Vorverträge sind für die Weser-Wohnbau Voraussetzung, „sonst ist das Risiko für uns zu groß“, sagt Benjes. „Das soll schließlich nicht das gleiche Desaster wie in der Neustadt werden.“ Doch nur drei oder vier Interessentinnen wären dazu bereit gewesen. Noch bis zum Oktober will die Weser-Wohnbau Geduld zeigen und auf weitere Beginen in spe warten.
Riemer-Noltenius sagt: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.“ Und: „Es ist schwierig, der Weser-Wohnbau klar zu machen, dass die Weigerung, Vorverträge zu unterzeichnen, nicht identisch mit Desinteresse ist.“
Die Weser-Wohnbau gibt sich derweil flexibel, würde gar zwei Häuser der Wohnanlage Charlottenhof, insgesamt also zwölf Eigentumswohnungen, den Beginen zur Verfügung stellen. Außerdem will man den Beginen eine Wohnung als Gemeinschaftseinrichtung „sehr günstig“ vermieten. Auch das sei nicht auf Interesse gestoßen – weil die Wohnungen dort zu groß seien, entgegnet Riemer-Noltenius. Sie ist sicher, genügend interessierte Frauen zusammenzubekommen. Und sie ist sicher, dass wenn nicht in Horn, so irgendwo anders bald der nächste Beginenhof entstehen wird. Riemer-Noltenius: „Das ist die Wohnform der Zukunft.“ Deshalb wolle der Beginenhof-Verein weiterhin dafür werben. „Jetzt wissen wir ja, wie man’s macht: Indem man das Finanzielle einem Bauträger überlasst.“ sgi
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