: Das Hornauer Schießen
Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer Opfer einer Schmutzkampagne? Der Senat wird heute seine erneute Ernennung vorläufig aussetzen
von SVEN-MICHAEL VEIT
Morgen hat Uwe Hornauer seinen vorerst letzten Arbeitstag. Der Leiter des Bezirksamtes Altona wird heute vom Senat vorläufig nicht für eine zweite sechsjährige Amtszeit ernannt werden, für die er im April von der Bezirksversammlung Altona gewählt wurde. Ein normalerweise formeller Akt wird so zum Politikum, nicht wenige vermuten dahinter eine Diffamierungskampagne.
Gegen den 48-jährigen Sozialdemokraten läuft ein disziplinarisches Vorermittlungsverfahren wegen des Verdachtes, er habe seine Freundin Diana H. bei einem Grundstücksgeschäft unzulässigerweise bevorteilt. Diese Prüfung „ist noch nicht abgeschlossen“, bestätigt Kai Nitschke, Sprecher der für Bezirksangelegenheiten zuständigen Justizbehörde. Deshalb sei „davon auszugehen“, dass der Senat auf seiner heutigen Sitzung Hornauers Ernennung „aussetzt“, dessen Stellvertreter Kersten Albers würde dann kommissarisch die Geschäfte führen.
Dabei hatte dieser die Affäre selbst in Gang gesetzt. Am 6. Juni leitete er mit dem Hinweis auf „persönliche Befangenheit“ einen Vorgang an die Liegenschaftsabteilung der Finanzbehörde weiter. Dabei ging es um ein Grundstück in Sülldorf, auf dem Diana H. ein Zentrum für Hippotherapie betreibt. Bereits seit 1997 bemüht sie sich um das Erbbaurecht für das Gelände des früheren Klärwerks West. Hornauer gab die Entscheidung darüber ab, und das wiederum wird ihm zum Vorwurf gemacht: Er habe sich zu spät für befangen erklärt, schließlich sei er mit H. bereits seit etwa einem Jahr befreundet.
Seit Justizsenator Roger Kusch (CDU) verkündete, gegen den SPD-Mann ermitteln zu lassen, wird mit Schmutz geworfen. So wurde von illegalen Pferdeställen gemunkelt, die H. auf dem Grundstück habe errichten lassen, das von der städtischen Sprinkenhof AG verwaltet wird. Das werde er genau überpüfen lassen, tönte sofort deren Geschäftsführer, ein gewisser Karl-Heinz Ehlers, der seit drei Jahrzehnten für die CDU in der Bürgerschaft sitzt. Anonyme Quellen wollten wissen, das Hornauer und H. gar illegal auf dem Gelände hausten, auf Matratzen in den fraglichen Pferdeställen – schwer vorstellbar bei dem stets wie aus dem Ei gepellten Bezirksbürgermeister, der ebenso wie seine Freundin einen festen Wohnsitz nachweisen kann.
SPD und Grüne wiederum vermuten, hier werde „eine politische Hexenjagd“ veranstaltet. CDU und Schill-Partei hätten es nicht verwunden, dass Hornauer sich im April bei der Wiederwahl gegen den CDU-Kandidaten durchsetzte. Damals hatte die Bezirks-FDP mit Rot-Grün für eine zweite Amtszeit Hornauers gestimmt.
Ende voriger Woche nun musste Hornauer fünf Stunden lang vor dem Disziplinarführer der Justizbehörde aussagen, weitere Zeugen wurden vernommen. Hornauer, der bis Ende dieser Woche im lang geplanten Urlaub ist, bestreitet nach wie vor alle Vorwürfe: „Ich habe mir rein gar nichts vorzuwerfen.“
Der schriftliche Bericht des Vorermittlungsverfahrens soll nun fertig gestellt und an Kusch übergeben werden, aber eben erst nach der heutigen Senatssitzung. Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde ein förmliches Disziplinarverfahren die Folge sein.
Wenn im Bericht alle Vorwürfe ausgeräumt würden, so Nitschke, stünde einer erneuten Ernennung Hornauers aber „nichts im Wege“.
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