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Mit Biogas gegen den Terror

Faulgas zum Kochen, Wasserpumpen ohne Strom und Kläranlagen für den Dorfgebrauch – die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Überseeforschung und Entwicklung (BORDA) feiert ihren 25.

Am Anfang standen Comics. Keine Abenteuer fliegender Supermänner natürlich: Was die frisch gegründete Bremer Arbeitsgemeinschaft für Überseeforschung und Entwicklung e.V. (Borda) vor 25 Jahren auf Hindi, Amharisch, Burmesisch und Nepali übersetzte und als kleine Heftchen in Südostasien und Afrika verteilte, das waren profane Bauanleitungen.

Die reich bebilderten Konstruktionszeichnungen sollten Handwerkern vor Ort helfen, einfache Biogas-Anlagen zu bauen. Darin verrotten Küchenabfälle und Viehdung, das dabei entstehende Gas können die Familien zum Kochen nutzen – Low-Tech, die nicht nur den Menschen nutzt, sondern auch die Wälder vor der Rodung bewahrt. „Wir versuchen, die Armut in Ländern der so genannten Dritten Welt mit Hilfe von Technik zu bekämpfen“, sagt Borda-Vorsitzender Joachim Klaembt.

Die besonders materialsparenden und daher billigen Biogas-Anlagen, damals auf Anregung von Borda an der Bremer Hochschule entwickelt, waren das erste Projekt des Vereins, den eine Handvoll Privatleute 1977 gründeten. Sie wurden prompt zum Renner: 300.000 Anlagen baut die indische Regierung inzwischen jedes Jahr. Auch in Afrika und Südamerika setzen immer mehr Dörfer auf die Gülle-Reaktoren aus Bremen. „Süd-Süd-Transfer“ nennt Borda-Geschäftsführer Stefan Reuter das, und er ist zufrieden: „Dass Guatemala von der Biogas-Erfahrung aus Mali profitieren kann, ist viel wertvoller als irgendwelche High-Tech aus Bremen.“

Erfolgreich war der Verein auch mit einer zweiten „Erfindung“, einer mit Wasserkraft betriebenen Pumpe, die Flusswasser in höher gelegene Regionen pumpt. Auch hier gilt: Einfache Technik, Produktion vor Ort durch einheimische Handwerker, Einbindung der DorfbewohnerInnen in Planung, Bau und Betrieb der Anlage. „Sonst bringt das alles nichts“, sagt Reuter. Das Modell funktioniert: 500 chinesische Dörfer bewässern ihre Felder mit dem „Widder“, wie die Pumpe wegen ihres Geräusches heißt; jedes Jahr kommen 50 neue dazu.

Zehn hauptamtliche und acht ehrenamtliche MitarbeiterInnen – Ingenieure, Kaufleute, Juristen und Sozialwissenschaftler – kümmern sich heute um die Projekte. 2,2 Millionen Euro setzt die Bremer Nichtregierungsorganisation im Miniaturformat jährlich um. Etwa ein Zehntel davon kommt vom Bremer Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit, der Rest vom Bund, der Europäischen Union, dem Landkreis Verden und privaten SpenderInnen. Selbst die Weltbank ist schon auf den Bremer Verein aufmerksam geworden und fördert ein Kläranlagen-Projekt für Slums in Indonesien. Nur in Bremen selbst, klagt Vorsitzender Klaembt, „da kennt uns kein Mensch“.

Dabei funktioniert die „Entwicklungszusammenarbeit“ nicht nur als Einbahnstraße. Oft genug, sagt Klaembt, ergäben sich aus den Kontakten später auch Aufträge für die heimische Industrie. Jüngstes Beispiel: Die Bremer ICM GmbH wird zusammen mit einem chinesischen Autozulieferer ein Gerät fertigen, das den Schadstoffausstoß alter Dieselmotoren reduziert.

Klaembt ist überzeugt, dass die Bekämpfung der Armut auch den Frieden sichert. Die Arbeit des Bremer Vereins, sagt er, sei „ein ganz wesentlicher Teil des Anti-Terror-Programms“.

Armin Simon

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