piwik no script img

„Eine andere Seite“

Gespräch mit Vizeweltmeisterin Alexandra Kostenjuk, die auch als Schach-Fotomodell für Aufsehen sorgt

Im letzten Dezember wurde die 18-jährige Alexandra Kostenjuk in ihrer Heimatstadt Moskau Vizeweltmeisterin, nachdem sie im Finale gegen die Chinesin Zhu Chen verloren hatte. Die Russin, bereits mit 14 zur Schach-Großmeisterin aufgestiegen, rückte aber auch durch Fotos auf der Webseite des Weltverbandes Fide und die Veröffentlichung ihres Buches „How I became Grandmaster at age 14“ in den Mittelpunkt. Alexandra Kostenjuk spielt morgen beim Chess Classic Mainz ein Simultan gegen 25 Amateure. Von Freitag bis Sonntag trifft sie in acht Partien auf ihre Erfurter Dauerrivalin Elisabeth Pähtz (17). Der eigentliche Hauptkampf der Mainzer Veranstaltung ist das Duell zwischen Fide-Weltmeister Ruslan Ponomarjow (Ukraine) und seinem Vorgänger Viswanathan Anand.

taz: Man nennt Sie häufig die „Anna Kurnikowa des Schach“. Sie sollen allerdings weniger zickig sein als ihre Tennis spielende Landsfrau.

Alexandra Kostenjuk: Natürlich. Ich stehe allen Leuten offen gegenüber. Ich habe keinen Grund, rüde mit anderen Menschen umzuspringen. Ich mag es außerdem, mich mit Leuten aus anderen Kulturen auszutauschen. Im Prinzip ist der Vergleich mit Anna Kurnikowa interessant, nur: Ich hoffe, dass ich in meiner Karriere erfolgreicher sein werde als sie.

Wer kam auf die Idee, die Fotos zu schießen, die Sie über die Fide-Webseite berühmt machten?

Die Fide-Commerce. Die Vermarktungsgesellschaft des Weltverbands wollte eine Schach-Kollektion herausbringen. Sie lud mich ein, als Model die Kleidung zu präsentieren.

Die Fide-Kollektion ist im Gegensatz zu Ihnen nicht bekannt geworden. Sie mögen diese Fotos, die Sie zum Teil als Schach-Lolita präsentieren, noch immer?

Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen. Ich war während des Foto-Shootings 17. Die meisten Bilder sind puristisch auf Schach bezogen und recht künstlerisch. Zudem schätze ich die Fotos, weil sie eine andere Seite von mir zeigen.

Aufgrund dieser Fotos wurden Sie auf der Webseite des Software- Herstellers ChessBase zum „Spieler des Jahres“ gewählt. Hätte der weniger attraktive Weltranglistenerste Garri Kasparow, der Zweiter wurde, diese Auszeichnung nicht eher verdient?

Diese Frage sollten Sie den vielen Leuten stellen, die abstimmten. Meist fließen doch zahlreiche Faktoren in solche Wahlen ein – und ich kann nichts Negatives daran finden. Auf jeden Fall freut es mich gewaltig, so viele Fans zu haben.

In Spanien unterlagen Sie im Finale Schach-Legende Anatoli Karpow, konnten ihn jedoch auch in einer Partie schlagen. Ihr bisher größter Erfolg?

Natürlich war ich glücklich, Karpow in einer Partie bezwungen zu haben – aber letztlich verlor ich das Match mit 1:3. Das will ich bei nächster Gelegenheit besser machen. Ich versuche mein Spiel ständig zu verbessern. Gelingt mir das, wird der Rest wie Titel und gute Resultate folgen.

Beim Chess Classic Mainz fordert Sie WM-Achtelfinalistin Elisabeth Pähtz heraus. Bisher liegt die ein Jahr jüngere Erfurterin in der direkten Bilanz mit 3,5:2,5 in Front. Schlagen Sie die Spitzenspielerin des deutschen Meisters Dresden trotzdem?

Elisabeth Pähtz ist eine talentierte Schachspielerin. Ich bin mir sicher, dass das „Duell der Grazien“ sehr interessant wird. Eine Prognose will ich keine abgeben, das ist nicht mein Stil.

Elisabeth Pähtz meinte, die Rivalität zwischen Ihnen beiden wäre vor allem eine Rivalität der Väter.

Klar, unsere Väter wollten das Beste für uns und opferten alles, um uns zu dem zu machen, was wir heute sind. Ob noch mehr daraus wird, liegt jetzt an uns.

Ihre Rivalin will vor dem Match „unbedingt zum Friseur gehen“. Wie sieht Ihre Vorbereitung aus?

Wie gewohnt: Ich werde mich aufs Schach konzentrieren.

INTERVIEW: HARTMUT METZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen