: tolles geschenk: „berliner gesternpost“
Bei traditionsreichen Zeitungen gehört es zum guten Ton, den Leserinnen und Lesern auch mal etwas Außergewöhnliches zu bieten. In einer Beilage (Abo Plus – Shopping nur für Abonnenten) informiert die traditionsreiche Springer-Zeitung Berliner Morgenpost nun über einen netten Service, wie ihn jede Zeitung von Rang und Alter anzubieten pflegt – ein Titelbild als faksimiliertes Erinnerungsstück an den Geburts- oder Hochzeitstag, ab 42 Euro. „Wir recherchieren für Sie in den archivierten Originalausgaben der Berliner Morgenpost bis zum Jahrgang 1900 zurück (…) Als digitale Reproduktion auf hochwertigem Fotopapier, mit ihrem individuellen Text bzw. mit Einbindung Ihres persönlichen Fotos.“ Schön und gut? Nicht wirklich, denn zur Illustration dieser Dienstleistung haben die Rechercheure aus den vergangenen 100 Jahren ausgerechnet eine Ausgabe vom 13. Juli 1942 gewählt (siehe oben). Warum? Weil man sich im Hause Springer immer über „zurückweichende Bolschewiken“ freut? Weil die Zielgruppe dergleichen mit heiligem Schauer liest? Und mit Wohlgefallen ihr „persönliches Foto“ anstelle des verurteilten Kriegsverbrechers Albert Kesselring sehen will? Und wie dummdreist ist das eigentlich? Wir wissen es nicht, wünschen den shoppenden Abonnenten der Berliner Morgenpost aber noch ein angenehmes „Stück Zeit- und Lebensgeschichte“ in Stalingrad. ARNO FRANK AUSRISS: ABO PLUS
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