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Arbeitsämter besser als ihr schlechter Ruf

Umfrage bei Firmen ergibt deutliche Qualitätsunterschiede nach Regionen. Vorschlag an Hartz: Wettbewerb forcieren

BERLIN taz ■ Jeder hat solche Geschichten schon gehört: Ruft eine Firma beim Arbeitsamt an und sucht einen Ingenieur mit besten Englischkenntnissen. Geschickt werden drei Russen, von denen keiner Englisch spricht.

Doch nun stellt sich heraus: Die Arbeitsämter sind besser als ihr Ruf. Die deutschen Unternehmen sind ganz zufrieden mit der Mammutbehörde, wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa ermittelt hat. Im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Impulse wurden 18.100 Firmen befragt – je hundert Firmen in allen 181 Arbeitsamtsbezirken. Das Ergebnis wurde gestern präsentiert.

Besonders der allgemeine Service, die Bearbeitungsdauer von Aufträgen und die Kompetenz der Behördenmitarbeiter überzeugen. Dies finden jedenfalls 60 Prozent der Unternehmen – und ihr Lob ist nicht von Unkenntnis geprägt, im Gegenteil. Es ist eines der überraschenden Details der Studie, dass vor allem jene Betriebe zufrieden sind, die viel Kontakt mit den Arbeitsämtern haben – also größere Unternehmen und Firmen in Bezirken mit hoher Arbeitslosigkeit.

Weniger begeistert sind die Unternehmen allerdings von den Bewerbern, die ihnen die Arbeitsämter schicken. Hier sind 71 Prozent der Firmen unzufrieden. Das beschreibt ein Kernproblem des deutschen Arbeitsmarktes, gern auch „Mismatch“ genannt: Gesucht werden flexible Fachkräfte, doch arbeitslos sind vor allem Ungelernte und Niedrigqualifizierte.

Trotz aller Zufriedenheit: Die Bewertung der einzelnen Arbeitsämter liegt weit auseinander. Es gibt große regionale Unterschiede. Begeistert haben die Ämter in Plauen, Essen und Altenburg. Am schlechtesten schnitten Stuttgart, Köln und Ludwigshafen ab. Impulse hat daher einen Vorschlag für die Hartz-Kommission, die den Arbeitsmarkt reformieren soll: „Wir brauchen mehr Entscheidungsfreiraum für die Arbeitsämter und neue Wettbewerbsstrukturen. Nur so können die ideenarmen von den kreativen Ämtern lernen.“

Auch die 181 Arbeitsamtsdirektoren wurden befragt. Allerdings antworteten nur 50 – und widersetzten sich damit ihrem Chef Florian Gerster. Der Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hatte untersagt, sich an der Forsa-Umfrage zu beteiligen – wegen der momentanen „Umbruchsituation“ seiner Behörde.

Die 50 Antworten machen deutlich, dass die Arbeitsämter die Zusammenarbeit mit den Betrieben positiver bewerten als die Firmen: Fast 90 Prozent der Direktoren sind zufrieden, wie die Kooperation mit der Privatwirtschaft läuft. Allerdings wünscht sich gut ein Drittel, dass die Betriebe freie Jobs früher melden. Auch an der eigenen Behörde gab’s Kritik: Knapp ein Drittel der Direktoren stöhnte über die „komplizierten Weisungen“ aus der Zentrale in Nürnberg. ULRIKE HERRMANN

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