Schock aus der Tüte

Wie moderne Manager Mitarbeiter durch charmante Ideen motivieren können

Es bleibt viel Spielraum beim kreativen Einsatz von Zuckerbrot und Peitsche

In einer Zeit, in der die Führungsqualitäten der deutschen Manager ins Gerede gekommen sind, will der folgende Leitfaden dem modernen Entscheidungsträger helfen, die enormen Herausforderungen der Zukunft besser meistern zu können.

Für den Manager von heute ist Corporate Creativity das Gebot der Stunde. Mit kreativen Motivations- und Bestrafungstechniken können problematische Beschäftigte nachhaltig auf Kurs gebracht und bewährte Mitarbeiter für ihre treuen Dienste belohnt werden. Betrachtete der Geschäftsführer alter Schule die Anwendung von Disziplinarmaßnahmen noch als eine unumgängliche Pflichtübung, sind für den kreativen Manager in unserer Zeit Strafaktionen eine der erfreulichsten Aufgaben, die seine Position von ihm fordert. Vorbei sind allerdings die Tage einfallsloser Massenentlassungen und trostloser Geldstrafen. Die heutige Unternehmenskultur lässt dem Manager viel Spielraum beim kreativen Einsatz von Zuckerbrot und Peitsche:

Manchmal muss Strafe sein – aber bitte mit Esprit! Die Aufführung der „Nussknacker Suite“ durch auffällig gewordene Mitarbeiter macht aus jeder Betriebsversammlung ein unvergessliches Erlebnis. Nachlässige Hotline-Mitarbeiter beim Pas de deux und unproduktive Datentypistinnen beim Pirouettenversuch stärken den Team-Spirit innerhalb der Belegschaft.

Die rein theoretische Möglichkeit, Angestellte für gute Arbeit zu belohnen, stellt den Manager immer wieder vor ein unlösbares Dilemma: Auf der einen Seite sind Belohnungen notwendig. Auf der anderen Seite – je weniger Geld für Belohnungen verschwendet wird, desto mehr Geld bleibt, um sich selbst für die hervorragende Führungsarbeit zu belohnen! Der effektive Manager vertraut deshalb auf den angemessenen Einsatz von ideellen, das heißt, nichtfinanziellen Belohnungen:

Mallorca, Malta, Malediven? Alles kalter Kaffee! Kreativität fängt im Kopf an und deshalb gibt ein Incentive-Urlaub im Betrieb dem verdienten Angestellten endlich die Gelegenheit, die schönsten Wochen des Jahres einmal in gewohnter Umgebung zu verbringen. Plastikpalmen vor der Hängeregistratur, Sand auf dem Teppichboden und Wellengeräusche vom Band sorgen für eine entspannte Ferienatmosphäre auch im Büro. Die Familie des Angestellten sollte ermuntert werden, ihn an seinem Arbeitsplatz zu besuchen, selbstverständlich nur während der Mittagspause. Auch ein kurzer Besuch des Personalchefs in Bermudashorts oder ein Ukulelen-Ständchen von der Lohnbuchhaltung werden dem Mitarbeiter den nötigen Motivationsschub für das nächste Jahr verpassen.

Das leidige Thema Gehaltskürzung ist oftmals Anlass für leichtere Missstimmungen auf Seiten der Angestellten. Das muss nicht sein! Erlebnisorientierte Methoden der Gehaltsauszahlung eröffnen die Möglichkeit, dem betroffenen Mitarbeiter über das Ausmaß der Kürzung hinwegzuhelfen und ihm das Gefühl zu vermitteln, er stehe bei der Geschäftsleitung trotz der materiellen Einbußen weiterhin hoch im Kurs:

Die bargeldlose Zahlung des Gehalts ist eine öde, seelenlose Angelegenheit. Nutzen Sie den nostalgischen Charme der altehrwürdigen Lohntüte! Viele kostenbewusste Manager haben schon auf diese unkonventionelle, aber garantiert erfolgreiche Art der Entlohnung umgestellt. Mit allerlei originellen und kostengünstigen Werbematerialien gefüllte Lohntüten kann der Schock über eine drastische Gehaltskürzung erheblich abgefedert werden, die Event-Lohntüte macht den Zahltag selbst für den abgestumpftesten Mitarbeiter zu einem unvergesslichen Ereignis. RÜDIGER KIND