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Allein in der Provinz

Die HSV-Handballer gewinnen ihr Vorbereitungsturnier in Wandsbek. Trotz sportlicher Perspektive fehlen der ehemaligen SG Bad Schwartau in der Bundesliga aber die Fans

23 Sekunden vor Schluss wurden die 200 Handball-Fans in der Sporthalle Wandsbek am Samstag doch noch laut: Der HSV war gerade dabei, seinen ersten Sieg gegen einen Titelaspiranten der Bundesliga zu verpassen. Beim Stand von 19:18 vergab Jonas Ernelind für die Hamburger einen 7-Meter. Im Gegenzug traf Christian Berge für die SG Flensburg-Handewitt zum 19:19-Endstand.

HSV-Trainer Anders Fältnäs war mit seinen Spielern, die zunächst 1:6 hinten gelegen hatten, dennoch zufrieden: „Die ersten zehn Minuten haben wir verschlafen. Aber dann bekamen wir den Gegner in den Griff.“ Der von Bad Schwartau nach Hamburg gezogene Profiverein hatte zuvor den dänischen Pokalsieger GOG Gudme mit 20:19 geschlagen. Weil sich Flensburg und Gudme die Punkte teilten, entschieden die Hamburger das Turnier für sich.

Mit vier neuen Spielern will der HSV besser abschneiden als in den vergangenen Spielzeiten: Die SG Bad Schwartau-Lübeck spielte meistens um den Klassenerhalt. „Jetzt haben wir das Potenzial für einen Platz im oberen Tabellendrittel“, ist Fältnäs drei Wochen vor dem Bundesliga-Start sicher. Auch Neuzugang Bertrand Gille ist optimistisch: „Unser Teamgeist ist perfekt.“

In einer Position jedoch geht die Mannschaft aus dem Städtewechsel womöglich geschwächt hervor: Bislang fehlen noch die 6000 Fans, die nach den Erwartungen von Manager Werner Nowak in die neue Color Line Arena im Volkspark pilgern sollen. Katrin Dummer vom Fanclub „Blau-Weiß“ ist unsicher, ob viele der alten AnhängerInnen den Umzug zum HSV mitmachen. „Wir waren alle gegen den Wechsel“, stellt sie fest.

Auch neue Fans zu gewinnen, wird schwierig sein: Unter den 18 Handball-Erstligisten muss nur der HSV mit Bundesliga-Fußball und bald auch DEL-Eishockey konkurrieren. Und die wenigen Handball-Fans der Stadt haben sich bereits für einen Lieblingsverein entschieden: „Im Fußball bin ich HSV-Anhänger“, sagt Wolfgang Holst. „Aber im Handball schlägt mein Herz für den THW Kiel.“ MATHIAS WÖBKING

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