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Die verdammte Elbe bricht aus

Drei Dammbrüche setzen Ortschaften bei Torgau, Dessau und Wittenberg unter Wasser. Die Lage in Bitterfeld bleibt kritisch. Bahn muss Nord-Süd-Strecke einstellen. Europäische Union kündigt nach Gipfeltreffen umfangreiche Hilfsmaßnahmen an

BERLIN taz/dpa/ap ■ Das Elbe-Hochwasser hat gestern zum Bruch mehrerer Dämme geführt. Dadurch wurden weitere Stadtteile und Dörfer unter Wasser gesetzt. Die Bewohner hatten die Regionen zum großen Teil schon zuvor verlassen. Die Europäische Union sicherte den betroffenen Ländern ihre Unterstützung zu. Kommissionspräsident Romano Prodi sprach im Zusammenhang mit der Flut von einem „Europa der Solidarität“.

Nach drei Dammbrüchen bei Dessau, Torgau und Wittenberg wurden mehrere Ortschaften überflutet. Durch ein 20 Meter großes Deichloch an der Mulde bei Dessau strömte das Wasser in den Stadtteil Waldersee, dessen 2.800 Einwohner schon vor Tagen evakuiert worden waren. Die Innenstadt schien zunächst nicht gefährdet. Bei Torgau flossen Wassermassen in das Gebiet Großtreben. Nach dem Dammbruch bei Wittenberg überflutete die Elbe mehrere Ortschaften in der Umgebung der Stadt. Etwa 35.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, 35 Siedlungen waren vom Hochwasser bedroht.

Bereits am Samstag überschwemmte die Elbeflut große Teile von Bitterfeld. Auch die Innenstadt geriet gestern in Gefahr. Der Chemiepark der Stadt blieb vom Hochwasser verschont. Im brandenburgischen Mühlberg hielten dagegen die Deiche. Die Gefahr einer Flut ist jedoch an beiden Orten noch nicht gebannt.

Die Zahl der Todesopfer hat sich gestern auf zwölf erhöht. Nahe Chemnitz wurde eine verwesende Leiche aus der Mulde geborgen.

In Dresden sanken die Pegelstände am Wochenende wieder, und erste Aufräumarbeiten konnten beginnen. Dagegen bereitet man sich am Unterlauf der Elbe auf die Flut vor. Mehrere niedersächsische und mecklenburgische Landkreise lösten Katastrophenalarm aus.

Bei Dessau drohte das Hochwasser die Autobahn A 9 zu überfluten. Der Bahnverkehr musste zwischen Leipzig und Berlin und Leipzig und Dresden eingestellt werden. Auch ein Großteil der Regionalstrecken ist blockiert.

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi besuchte gestern zusammen mit Außenminister Joschka Fischer das Katastrophengebiet. Bundeskanzler Schröder erklärte nach einem internationalen Gipfeltreffen mit den Amtskollegen aus betroffenen Staaten und Prodi, dass die EU umfassende Hilfe leisten werde. Dazu sollen nicht belegte Mittel aus EU-Strukturfonds zum Wiederaufbau genutzt werden. Eine konkrete Summe wollte Schröder nicht nennen. Geplant sei ferner, einen EU-Katastrophenfonds einzurichten, der für künftige Fälle zu Verfügung stehen soll. Das Bundeskabinett wird heute auf einer Sondersitzung über die Hochwasserhilfe beraten.

Während Schröder versprach, alle notwendigen Mittel würden zu Verfügung gestellt, nannte Unions-Kanzlerkandidat Stoiber die bisherige Hilfe völlig unzureichend. Er verlangte die Einrichtung eines Sonderfonds über 2 Milliarden Mark. Mehrere Politiker von SPD, Union, Grünen und FDP schlugen die Einrichtung einer Sonderabgabe für alle Deutschen vor. KLH

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