: Bins Video-Laden
CNN hat mutmaßliche Videothek Bin Ladens mit Schulungsfilmen für Attentate und Giftgasexperimente
BERLIN taz ■ Einem Korrespondenten des US-Senders CNN sind in Afghanistan 64 Videobänder zugespielt worden, die mutmaßlich vom Terrornetz al-Qaida stammen. Wie der Sender gestern auf seiner Internetwebseite berichtete, handele es sich nach Einschätzung von Experten vermutlich um das Privatarchiv von Ussama Bin Laden oder um Filme, die für al-Qaidas innersten Führungszirkel bestimmt waren.
Die Bänder, die aus einem Zeitraum von über zehn Jahren stammen, zeigen unter anderem gestellte Attentate und Vergasungsexperimente an Hunden. Die meisten Videos datierten aus der Zeit vor den Anschlägen vom 11. September, doch habe es auch eine Kassette mit Fernsehaufnahmen der Anschläge gegeben.
CNN-Korrespondent Nic Robertson wollte nicht näher sagen, wo und wie er die Videos erhielt. Das sei 17 Stunden Autofahrt von Kabul entfernt gewesen, sagte er lediglich und ergänzte, dass der Übergabeort nicht der Fundort gewesen sei. Letzterer soll ein Haus gewesen sein, in dem sich Bin Laden aufgehalten habe. Laut CNN wurde für die Bänder kein Geld bezahlt.
Einige der Videos seien Schulungsfilme. Sie zeigten zum Beispiel, wie Sprengstoff aus handelsüblichem Material hergestellt und Bombenanschläge geplant und durchgeführt werden. Andere Filme zeigten Überfälle auf Autos und Attentate von fahrenden Motorrädern aus.
Ein Video zeigt, wie drei Hunde mit einer unbekannten weißen Substanz vergast werden. Die Tiere zappelten hilflos in ihrem Todeskampf. Bisher gab es zwar Vermutungen und einige Indizien, dass al-Qaida sich bemühe, Massenvernichtungswaffen zu bekommen. Aber es gab bisher keine Aufnahmen, dass die Gruppe damit bereits experimentiere. Nach Meinung des von CNN befragten Chemiewaffenexperten und Regierungsberaters John Gilbert zeigten die Videos, dass al-Qaida bei der Produktion von tödlichen Chemikalien weiter sei als bisher angenommen. Laut Magnus Ranstorp vom Studienzentrum für Terrorismus und politische Gewalt der schottischen St.-Andrews-Universität legten die Filme sogar nahe, dass al-Qaida bisher unterschätzt worden sein könnte.
Einige Filme zeigten auch Bin Laden, zum Beispiel wie er 1998 zum Dschihad gegen die USA aufruft. Wie die New York Times gestern berichtete, deren Mitarbeiter von CNN mit einigen Terrorexperten zur Sichtung der Filme eingeladen worden waren, sei unter den Videos auch ein Film gewesen, der ein sehr kritisches Bild vom irakischen Diktator Saddam Hussein gezeichnet hätte. Die meisten Aufnahmen seien auf Bändern versteckt gewesen, die zunächst als amerikanische oder indische Spielfilme begonnen hätten. SVEN HANSEN
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