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„Aus eigener Kraft kein Sieg“

Der Irak-Experte Ferhad Ibrahim über die Botschaftsbesetzung, die Einheit der irakischen Opposition und die Aussichten, Saddam Hussein ohne Hilfe der USA zu stürzen

taz: Müssen wir nach der Besetzung der irakischen Botschaft mit weiteren Aktionen der irakischen Opposition rechnen?

Ferhad Ibrahim: Wir wissen nichts Genaues über die „Demokratische Irakische Opposition Deutschlands“, die die Botschaft besetzt hat. Die Hauptgruppen der irakischen Oppositon haben die Aktion jedenfalls verurteilt. Sie haben derzeit auch andere Sorgen.

Als da wären?

Es geht um einen gefährlichen Krieg. Außerdem sind die großen Oppositionsgruppen in Deutschland etabliert und haben gute Verbindungen zum Bundestag. Es ist nicht mehr wie vor zwanzig Jahren. Die Opposition ist ein Akteur im internationalen Spiel. Sie braucht keine Besetzungen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Ist das nicht eine Illusion? War der Empfang irakischer Oppositioneller durch die US-Regierung vor zehn Tagen nicht nur eine Alibiveranstaltung?

Nein, das glaube ich nicht. Aber es gab in der Tat Differenzen zwischen der US-Regierung und der irakischen Opposition. Die beiden kurdischen Parteien, PUK und KDP, und der aus dem Iran operierende „Hohe Rat des irakischen Widerstandes“ (SCIRI) haben sich nach dem Treffen sehr skeptisch geäußert. Zwar herrschte immerhin Übereinstimmung darüber, dass Saddam Hussein gestürzt werden muss. Aber über die Zukunft des Irak gab es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Außerdem haben sich die Kurden beschwert, dass die USA ihnen weder nach 1991 noch nach dem 11. September geholfen haben. Die beiden kurdischen Parteien KDP und PUK fragen: Wer wird die Kurden im Nordirak schützen, wenn Hussein dort einmarschiert, um sich eine bessere Ausgangslage für einen Krieg gegen die USA zu schaffen?

Könnten die Oppositionellen Saddam Hussein aus eigener Kraft stürzen?

Nein, auf keinen Fall. Weder militärisch noch politisch haben sie dafür die Ressourcen. Die Staaten der Region verweigern ihnen die Unterstützung. Die USA sind der einzige Partner, mit dem zusammen die Opposition ihr Ziel erreichen könnte. Die kurdischen Parteien haben etwa 80.000 bewaffnete Kämpfer mit leichten Waffen, die schiitische Opposition hat etwa 10.000 Kämpfer im Iran, die nur mit Zustimmung Teherans losschlagen könnten. Gegen eine schwer bewaffnete Armee wie die irakische haben sie keine Chance.

Wie einig ist die Opposition?

Die Uneinigkeit der Oppositionsgruppen ist seit über zehn Jahren das Hauptproblem. Aber heute arbeiten die Vertreter der kurdischen Opposition unter anderem mit SCIRI und dem „Irakischen Nationalkongress“ (INC) zusammen. Sie scheinen sich zumindest auf einen Minimalkonsens geeinigt zu haben.

Droht nach einem Sturz Saddams ein Bürgerkrieg im Irak?

Das glaube ich nicht. Es wird aber so schnell auch keinen demokratischen Irak geben, sondern wahrscheinlich ein autoritäres Regierungsmodell mit einigen demokratischen Zugeständnissen. INTERVIEW: S. SEDLMAYR

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