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Vielleicht sollte der FC St. Pauli auf seine Fans hören. Neben viel Unlesbarem, was unter www.st.pauli-forum.de über den Siegener Trainer Ingo Peter, den heiß gehandelten Nachfolger für Dietmar Demuth, zu finden ist („Besondere Probleme hat I.P. mit farbigen Spielern“), gibt es vor allem einen Gedanken, den sich die Vorstandsriege mal durch den Kopf gehen lassen sollte (selbst wenn Peter innerhalb von neun Jahren in Siegen mit knappem Budget von der fünften in die dritte Liga aufgestiegen ist). Denn in den eigenen Reihen gibt es jemanden, der dem Anforderungsprofil des Tabellenletzten der 2. Liga mehr entspricht als alle anderen Kandidaten. Die „personifizierte Schittstelle zwischen Amateurteam und Profimannschaft“ (taz, April 2002) gilt als taktisch versiert und hat mit seinem nachhaltigen Jugendkonzept bereits Fußballer wie Zlatan Bajramovic, Ivan Klasnic und Christian Rahn in höhere Kickerebenen trainiert. Ginge es nach einigen Profis, müsste Joachim Philipkowski nur noch an seinen Soft Skills arbeiten. Seine soziale wie kommunikative Kompetenz gilt als umstritten, kann aber kaum schlechter sein, als die von Ingo Peter oder Paderborns Uwe Erkenbrecher. Philipkowski erste Pressekonferenz als Cheftrainer entsprach dem Bild eines zielstrebigen Übungsleiters, der hinsichtlich des heutigen Spiels in Lübeck auch direkt „Veränderungen“ bei der Aufstellung ankündigte. So wird der neu verpflichtete Marco Gruszka mit großer Wahrscheinlichkeit in der Abwehr agieren. Überhaupt trat der Co-Co-Trainer unter Reimann, dem nicht zu Unrecht nachgesagt wurde, dass er für Demuth mehr als ein normaler Assistent gewesen sei, selbstbewusst an die Mikrofone, ohne im Bewerbungsverfahren um den vakanten Cheftrainerposten zu weit vorzupreschen („Natürlich habe ich für mich mal überlegt, aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Mannschaft das aufnimmt was ich sage“). Pipel ist zu klug („Fußball ist ein Tagesgeschäft“), als dass er nicht wüsste, nur durch erfolgreiche Auftritte seines Teams in guter, weil billiger, St.Pauli-Manier vom Co-Trainer zum Chefcoach aufzusteigen. Aber nicht nur Fans fordern ein erfolgreiches Dekadengeschäft. FOG

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