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Billige Antenne ist teuer

Im Herbst kommt das digitale Fernsehen nach Berlin. Mit einem Zusatzgerät ist es per normale Antenne zu empfangen. Dennoch versuchte ein Vermieter für neue Empfangsanlagen zu kassieren

von DANIEL SCHULZ

Antenne runter, Geld her. Kaum bricht das digitale Fernsehzeitalter in Berlin an, versuchen Vermieter abzukassieren. So schrieb die Wohnungsbaugesellschaft Gehag ihren Mietern, dass ab Herbst diesen Jahres 6 bis 12 Euro monatlich fällig wären. Von dem Geld würden neue Antennen installiert, mit den alten lasse sich kein digitales Fernsehen empfangen. Dazu gab es ein Muli-Media-Packet mit schnellem Internetzugang und anderen Spielereien. „Die Sache mit dem Internet mag für bestimmte Leute ganz interessant sein, aber dass neue Antennen für den Empfang von digitalem Fernsehen gebraucht werden, ist eine Lüge“, ärgert sich Hartmann Vetter vom Berliner Mieterverein. „Wenn Mieter solche Schreiben bekommen, sollen sie sich sofort bei uns beraten lassen.“

Anfang Oktober wird digitales TV Kanal für Kanal den archaischen Analog-Empfang ersetzen, bis 2003 verschwindet Fernsehen wie bei Muttern gänzlich. Berlin ist damit deutschlandweit Vorreiter, denn bis 2010 soll die gesamte Republik mit DVB-T versorgt werden. „Dafür braucht man nur eine Set-Top-Box und entgegen dem Gehag-Schreiben keine neue Antenne“, sagt Hans Hege von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Seine Behörde, die auch Sendefrequenzen für Radio- und Fernsehsender vergibt, ist für das Umstellen auf DVB-T verantwortlich. Die Gehag hat sich bei der Medienanstalt übrigens schon mündlich entschuldigt.

Einen Haken soll die mindestens 200 Euro teure Set-Top-Box – ein ähnliches Gerat wie der Premiere-Decoder – dennoch haben: Sie beschert nicht auf allen Kanälen einen fehlerfreien Empfang. „Es kann passieren, dass die Zimmerantenne zu Hause ständig umgestellt werden muss, wenn ein anderer Sender empfangen werden soll“, sagt Michael Biester von der Firma Wittenberg Antennen. Seine Firma hat einen ultimativen Stabempfänger entwickelt, der anstelle einer Zimmerantenne eingesetzt wird. Für 40 Euro soll das ständige Umhertragen der Antenne entfallen, es gebe bereits Aufträge von Herstellern der Set-Top-Box. „Entweder wollen die unsere Antennen der Box beilegen oder als Zusatzgerät verkaufen“, sagt Antennentüftler Biester.

Solcherlei vernimmt die MABB mit Erstaunen. „Beim digitalen Fernsehen empfängt man entweder alles oder gar nichts“, sagt MABB-Sprecher Sascha Bakarinow. „Probleme könnte es vielleicht geben, wenn man in einem tiefen Kellerloch, umgeben von hohen Mauern, wohnt.“ Denn schließlich würden die Antennen auch jetzt empfangen und beim digitalen Fernsehenmüssten die Antennen weit weniger genau eingestellt werden als derzeit.

Auch der Mieterverein ist mit dem zufrieden, was er bisher von der Set-Top-Box gesehen hat. „Für die Mieter ist das sicherlich ein Mehrwert, der nur einmal zu bezahlen ist“, sagt Vereins-Referent Frank Maciejewski. „Zwar müssen die Geräte sicherlich irgendwann ausgetauscht werden, das ist aber billiger als monatlich für einen Kabelanschluss zu bezahlen.“ Dem Mieterverein stößt es nur ein wenig auf, dass die neue Glotz-Epoche „leider nicht kostenneutral zu haben ist.“

Insgesamt 150.000 Haushalte sehen in Berlin, Potsdam und Oranienburg noch auf die gute analoge Art Fernsehen, schätzt die MABB. Das sind 6 bis 7 Prozent aller Berliner Fernsehgucker, sie leben vor allem in Altbauten im Wedding und Kreuzberg.

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