piwik no script img

Goethe gegen Grafitti

Neue Designs mit Gedichten und Laubmuster sollen Stühle in den Hamburger Parks sauber halten

„Dämmerung senkt sich von oben, schon ist alle Nähe fern. Doch zuerst emporgehoben holden Lichts der Abendstern.“ Wer diese Zeilen demnächst im Alstervorland liest, kann sich, um über sie nachzudenken, auch gleich auf ihnen niederlassen: Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Nazim Hikmet und Clemens Brentano sowie Blattmuster sind das neue Design der schweren weißen Holzstühle in Hamburger Parks. Der Hersteller „Ökologische Technik e.V.“ hofft, dass die Stühle dadurch weniger mit Grafitti besprüht werden.

Auf die Idee gekommen ist Designer Marcus Urban durch die Erfahrung eines Wandbildes am Winterhuder Poelchaukamp: „Das existiert seit 1983 und ist seitdem kaum beschmiert worden“ – das Werk anderer Künstler scheinen Grafitti-Sprüher zu respektieren. Deshalb entwickelte Urban zwei neue Designs für die traditionell weißen „Hummelstühle“: Oben beschriebenes „Poesie-Design“ und ein „Soul-Design“: Eine Fotofolie mit buntem Herbstlaub. Sie soll die NutzerInnen künftig „beseelen“.

Bislang hat „Ökologische Technik e.V.“, ein ABM-Träger mit 89 MitarbeiterInnen, erst vier Prototypen hergestellt. Für die Erprobung in Serie im Freiland werden nun Sponsoren gesucht, die die Mehrkosten von rund 200 Euro pro Stuhl übernehmen – die Stadt hat dafür keine Extramittel übrig.

Der Geschäftsführer des Trägers, Holger Dohnt, nutzte die Präsentation, um auf die Bedeutung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hinzuweisen. Er warnte vor den Konsequenzen eines Abbaus von ABM, wie ihn die Hartz-Kommission vorgeschlagen hat und der neue Hamburger Senat bereits praktiziert: „Ohne ABM würde es eine Vielzahl von Angeboten für die Hamburger nicht mehr geben. Auch die Stühle in den Parks nicht.“ HEDI

Infos unter Tel. 74 31 72 41

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen