zahl der woche
: Billigflugeuphorie ergreift auch die Großen

Für 10 Euro durch Europa

Die vergangene Woche war so recht nach dem Herzen von Flug-Junkies. Übertrumpfen sich doch nun auch die Großen der Flugbranche mit Schnäppchen. Noch in diesem Jahr wird es allein zwei neue Billiglinien geben. Der Touristikkonzern TUI und Deutschlands größte Fluglinie Lufthansa wollen Ryanair, Easyjet und Co Konkurrenz machen.

Die TUI will ab Dezember mit einer neuen Tochter namens Hapag-Lloyd-Express an den Start gehen. Schon gut einen Monat früher, ab 27. Oktober, schickt sich die Lufthansa an, in den Markt einzusteigen. Allerdings zunächst nur über ihre Beteiligung am Dortmunder Anbieter Eurowings, der wiederum die Billiglinie Germanwings losschicken will. Beide Linien sollen übrigens auf dem Flughafen Köln/Bonn angesiedelt sein.

Zusätzlich will die Lufthansa noch bei denen punkten, denen reine Billigflieger suspekt sind: Ab dem Winterflugplan bietet sie ein neues Tarifsystem mit Preisen ab 88 Euro an.

Bescheidenheit ist dabei nicht im Sinne des Erfinders: TUI-Chef Michael Frenzel erklärte zu seinem Ziel, den Hapag-Lloyd-Express zum Marktführer in Deutschland zu machen. Die Maschinen will er bis April vom Germania Flugdienst leasen. Acht Jets vom Typ Boeing 737-700 sollen im ersten Jahr rund 1,3 Millionen Passagiere zu deutschen und europäischen Zielen wie Berlin, Dresden, München, Barcelona, Mailand, Paris und London fliegen – mit Tickets ab 10 Euro. Später soll die Flotte nach und nach erweitert werden. Angeblich zielt Frenzel in erster Linie auf Geschäftsreisende. Branchenexperten halten es aber für absehbar, dass über kurz oder lang auch das Touristikgeschäft einbezogen wird.

Germanwings wird zunächst mit fünf Flugzeugen vom Typ Airbus A 319 beginnen und 13 eruopäische Ziele, darunter Barcelona, Istanbul, Manchester und Rom, anfliegen. Aber auch hier gehen Prognosen von 1 bis 1,5 Millionen Fluggästen im ersten Jahr aus.

„Wir wollen den Kunden aber auch klar machen, dass sie auf der Suche nach günstigen Preisen nicht nur bei den direkten Billigfliegern vorbeigucken sollen“, heißt es bei der Lufthansa zum neuen Tarifsystem. Die 88-Euro-Schnäppchen inklusive Steuern und Gebühren gelten für zehn Prozent des Angebots und bei Internetbuchung. Mindestaufenthalte oder Vorbuchungsfristen gibt es nicht. Und damit sich auch die Bahnkunden beim ökologisch verhängnisvollen Umsteigen gleich wie zu Hause fühlen, übernimmt die Lufthansa eine Idee aus dem neuen Bahntarifsystem: Wer auf Verdacht billig bucht und dann den Flug ändern will, muss mit einer Pauschalgebühr von 50 Euro heftig draufzahlen. BEATE WILLMS