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Industrie hat die Talsohle durchschritten

Nach Jahren des rapiden Abbaus hat sich das verarbeitende Gewerbe der Stadt gefangen. Beschäftigung und Produktion entwickeln sich stabil. Grund sind höherwertige Produkte und eine bessere Vernetzung der Unternehmen

In der Industrie der Stadt zeichnet sich nach Jahren des Abbaus eine Trendwende ab. Zu dieser Einschätzung kommt das Deutsche Institut für Wirschaftsforschung (DIW) in seinem jüngsten Wochenbericht, der gestern veröffentlicht wurde. Demnach scheint der Beschäftigungsrückgang zum Stillstand gekommen zu sein, die Produktionsleistung steigt wieder.

Nach der mit dem Forschungsunternehmen Regioconsult erstellten Untersuchung haben die verbliebenen beziehungsweise nach dem Mauerfall gegründeten Industrieunternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch neue Produktlinien und intensivere Forschung gesteigert. Die Exporte der Berliner Industrie in die EU-Beitrittsländer sind bisher allerdings hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

In den vergangenen drei Jahren hat sich die Position des verarbeitenden Gewerbes innerhalb der städtischen Wirtschaft gefestigt, konstatieren die Wirtschaftsforscher. Nachdem der Anteil dieses Sektors an der Gesamtwirtschaftskraft in den 90er-Jahren rapide gesunken war, ist er seit 1999 weitgehend stabil geblieben. Gegenwärtig stellt das verarbeitende Gewerbe 11 Prozent aller Arbeitsplätze und steuert knapp 12 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Stadt bei. Rund 164.000 Menschen waren im Jahr 2001 im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt; zehn Jahre zuvor waren es noch etwa doppelt so viele. Im gleichen Zeitraum war die Bruttowertschöpfung um 30 Prozent gesunken.

Allerdings verdeutlichen selbst diese Zahlen des absoluten Rückgangs den relativen Produktivitätsfortschritt in der Industrie. Gemessen am Ausgangswert von 1991, erwirtschaftet die Hälfte der Beschäftigten 70 Prozent der ursprünglichen Leistung. Unternehmensdienste, die neben produktionsnahen Dienstleistungen auch Vermietung und Verpachtung umfassen, weisen für das Jahr 2001 dagegen rund 271.000 Beschäftigte aus.

Die Ursachen dieses Erfolgs sind vielfälftig: Zum einen haben die Betriebe begonnen, höherwertige Produkte zu entwickeln, zum anderen ist die regionale Verflechutng mit anderen Betrieben und unternehmensnahen Dienstleistern intensiviert worden. Der Anteil wissensintensiver Produktlinien habe zugenommen, so das DIW. „Diese Entwicklung hat zu einer spürbaren Aufwertung der Arbeitsplatzstruktur beigetragen.“ In Randbereichen, teils auch in der Fertigung, habe die Zahl der Arbeitsplätze abgenommen. In strategisch wichtigen Bereichen wie der Forschung, der Entwicklung und dem Vertrieb sei sie dagegen gestiegen. ROT

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