Hegel im Machinima

betr.: „Im Labyrinth der Wirklichkeiten“ (Die Fans des umstrittenen Computerspiels Counterstrike basteln sich am Bildschirm neue Welten), taz vom 31. 8./1. 9. 02

Über den Artikel habe ich mich sehr gefreut, weil er sich den Spielen als kulturelles Phänomen nähert, eine Sichtweise, die zur Entmythologisierung und damit zu einer weniger aufgeladenen Diskussion beiträgt.

Auf eine thematische Weiterung möchte ich noch hinweisen: Inzwischen werden nicht nur Maps erstellt, sondern ganze Filme mit Hilfe von Level-Generatoren inszeniert und dann mit mehreren Spielern „gedreht“. Diese Filme, Machinima genannt (von „Machine“ und „Cinema“), sind oft sehr ironisch, auch dem Medium „Egoshooter“ gegenüber. „Smart gun“ ist ein Beispiel dafür. Köstlich auch „Apartment Huntin’ “, in dem zwischendurch mal ein wenig über Hegel und Heidegger philosophiert wird.

Diese Szene hat sich schon so weit entwickelt, dass es größere Sammlungen solcher „Machinimas“ gibt und auch „Serienhelden“, die immer wieder auftauchen. Die Qualität ist teilweise enorm gut, die Sets sind sehr aufwändig gestaltet, und die Filme werden teils nach filmischen Gestaltungsprinzipen (Schnitt, Spannungsaufbau etc.) geschnitten. Einige Werke sind nur mit guten Englischkenntnissen zu verstehen, da der Ton nicht sehr gut rüberkommt. Übrigens: Ich spiele selber keine Ego-Shooter, mich interessiert vielmehr die Demokratisierung künstlerischer Schaffensprozesse im Netz. MARCUS WARNKE, Hamburg