: Textilrecycling schafft Arbeit
betr.: „Im Alter geht es in den Süden“, taz vom 27. 8. 02
Mit mittlerweile ca. 700.000 Tonnen jährlich alleine in Deutschland ist die Menge der durch Straßensammlungen und Container erfassten Altkleider einfach zu hoch, als dass die karitativen Organisationen sie mit ihren ehrenamtlichen Helfern alleine bewältigen könnten. Die Sortierbetriebe sortieren und entsorgen fachgerecht und schaffen so im In- und Ausland jede Menge Arbeitsplätze. Sie bringen Lagerkapazitäten, Personal und Logistik auf, die karitative Organisationen nicht stellen können. Ohne diese Firmen gäbe es keinerlei Textilrecycling.
Die Aussage, dass Gebrauchtkleiderexporte die Industrie in Drittweltstaaten ruinieren würden, ist so nicht haltbar. Tatsache ist, dass die Menschen dort nicht arm sind, weil sie Gebrauchtkleidung importieren, sondern sie kaufen sich Gebrauchtkleidung, weil sie arm sind und auch schon vor den Importen arm waren. Ein Einfuhrverbot für Gebrauchttextilien sowie hohe Zölle und Subventionen ändern daran gar nichts. Vielmehr wäre es wichtig, die Wirtschaft anzukurbeln und den Menschen die Chance zu geben, wettbewerbsfähige Industrien aufzubauen.
Welcher Schneider wird versuchen, wettbewerbsfähig und preisgünstig zu arbeiten, wenn er von diversen Behörden in Form von Einfuhrverboten geschützt wird? Erreicht man mit solchen Protektionen nicht gerade das Gegenteil vom angestrebten Ziel?
Der Dachverband Fairwertung selbst kommt durch eine aktuelle Studie („Weiße Weste im Osten“, anzufordern bei www.fairwertung.de) nicht zu dem Ergebnis, dass Gebrauchtkleiderexporte die Industrien in den Empfangsländern schädigen. Die „Südwind-Studie“ ist sehr einseitig und durch etliche andere Studien entkräftet (zum Beispiel eine Studie der Schweizerischen Akademie für Entwicklung oder das Kurzgutachten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
ELMAR REHM, R+S AG Entsorgungsfachbetrieb, Denkendorf
Die Redaktion behält sich den Abdruck und das Kürzen von Briefen vor. Die veröffentlichten LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
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