Ein Jahr nach dem 11. September (Teil 6): Heiße Drähte bei der Telefonseelsorge
Angst, die im Verborgenen wirkt
„Früher konnte man nachts manchmal noch zwei Stunden schlafen, jetzt geht das nicht mehr.“ Diese Aussage einer Mitarbeiterin zitiert Pastorin Friederike Jordt, Leiterin der Telefonseelsorge, wenn es darum geht, das gestiegene Bedürfnis nach Zuspruch zu demonstrieren. Die Zahl der Ratsuchenden sei enorm gestiegen, so Jordt, besonders derer, die in den Stunden nach Mitternacht anriefen. „Mit dem 11. September hat es sich ähnlich verhalten wie jetzt mit der Flutkatastrophe“, berichtet Jordt, „das ist ja erstmal nichts, was die Menschen hier direkt betrifft.“ Aber dennoch hinterließen die Ereignisse ihre Wirkung: „Die Verunsicherung hat zugenommen.“
Wenn es bei den Anrufen in der Telefonseelsorge um konkrete Lebenskrisen geht, bemerkten die MitarbeiterInnen bei den Anrufern verstärkt eine viel tiefer liegende und darunter wirkende Angst. Als trügen solche Ereignisse dazu bei, die Menschen in ihrem bisher als sicher empfundenen Rahmen grundlegend zu verunsichern.
„Positiv“ findet Jordt, dass unter den 22.000 Ratsuchenden pro Jahr vermehrt jüngere Menschen seien. „Für sie ist oft Coolsein angesagt und es fällt ihnen schwer, über ihre Ängste zu sprechen. Um so besser, wenn sie es können.“ sgi
Die Telefonseelsorge sucht ehrenamtliche MitarbeiterInnen, Infos unter ☎ 0421/321618.
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