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berliner szenen Flott polyglott

Emanzipation am Kopf

Wenn Friseure Salons eröffnen, ist das nichts Besonderes, und mit Feminismus hat es schon gar nichts zu tun. Wenn aber eine „kämpferische türkische Unternehmerin“ einen Salon eröffnet und mit „heißer Schere“ und „japanischer Kopfmassage“ lockt, dann lasse ich mich nicht zweimal bitten. Zudem soll der Laden ganz schick am Ku’damm gelegen sein, also schlendere ich vorbei an Prada, vorbei an Gucci, vorbei am Bauhaus; langsam nimmt die Spielhallendichte zu, und gleich hier um die Ecke liegt Aycan Isigans „Hair Factory“.

Frau Isigan hat sich nicht lumpen lassen: „Ein Trumpf nicht nur für die türkische Frauenbewegung“ bedeutet ihr und uns nämlich der Salon, was mindestens einen Animateur zur Eröffnung rechtfertigt. Der agiert auf einer klitzekleinen Showbühne und ist jeden Euro wert: Richtig flott polyglott verteilt er auf Französisch, Englisch und Wienerisch Haarpflegeprodukt-Pröbchen an selbstbewusste Frauen. Ganz wie in „den pulsierenden Straßen New Yorks“ soll man sich laut Prospekt in dem Laden fühlen. Allerdings! Die Straßen von New York sind asphaltgraues Linoleum mit weißen Mittelstreifen und gelben Ölfässern, die zum Glück nicht brennen.

Vor der Tür eine Freiheitsstatue und zwei Lautsprechertürme, was eher an eine USA-Solidaritätsveranstaltung als an einen Friseursalon denken lässt. Mit einem Unterschied: Das Tragen von Turbanen ist hier erlaubt, die sind nämlich aus Handtuch und werden um Lockenwickler geschlagen. Richtig amerikanisch ist aber eigentlich nur der Pro-Kopf-Haarsprayverbrauch beim Showstyling – und verstößt auch gegen sämtliche Klimaabkommen. Aber Emanzipation beginnt ja bekanntlich im Kopf; oder am Ku’damm, also dann am Kopf.

MOIRA LENZ

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